„Wie stehst du doch so dürr und kahl, die trocknen Adern leer, o Feigenbaum! Ein Totenkranz von Blättern fahl, hängt rasselnd um dich her. Wie Wellenschaum.“ Annette v. Droste- Hülshoff
Der erste Schritt „der Fremden“ ist vollbracht- also einer, den wir nicht mehr selber getätigt und damit die Zukunft endgültig in fremde Hände gelegt haben.
Über den äußeren Abriss hatten wir bereits berichtet, alle können ihn sehen.
Nun hat uns die das Umweltgeschehen überwachende Dame netterweise Bilder zur Verfügung gestellt… zudem ein nicht näher benannter Campingplatzbetreiber mit Schlapphut, der dringend noch eine Wasserleitung sucht, die- offensichtlich im Ineren gekappt- zu Unmut im Äußeren führt.
Wie beschrieben mussten zunächst die Putze entfernt werden, die wie üblich Asbest enthielten. Überhaupt enthielt irgendwie ziemlich viel Asbest.
Ich entsinne mich noch gut, im Jahre 2000 etwa, es müsste ein Freitag gewesen sein, ein sanfte Brise wehte über Mertsesdorf, es war wohl Juni, um die 25 Grad… da fuhren wir das undichte, asbestverseuchte Welleternit aus dem Dach der Damenumkleide auf die ART. Das war nötig, weil wie immer zu den klammsten aller Zeiten des Vereins irgendwo ein Loch sich auftat, das gestopft werden musste. Asbestentsorgung war noch garnicht so lange auf dem Programm und so waren wir mit unserem geliehenen Siebeneinhalbtonner- MAN- Kipper stolze Kapitäne unseres L2000, meine ich mich zu erinnern- er war rot, glaube ich; wir hatten noch Streit beim Verleiher, weil ich einen blauen FN- Hauber viel schöner fand, ich meine, der hatte sogar die große 10- Liter- Maschine verbaut, was aber damals mit dem getriebe immer Probleme gab.
Jedenfalls waren wir aber aber doch zweifelnd, das Zeugs loszuwerden- bis zum Waagehäuschen. Der Mann betrachtete die große Menge schädlichen Materials: „Wu hatter datta hea?“ „Vom Ruderverein“ „Wat fü’e Rude’verein? Wo den Kranisch damaols driiwaar?“ Ja“ „Mei Gott wat hammier lao damols gesoff! DAT ware noch Zeiten! Ei, da jeh, fahrter lao hinne, die Gass lao, ganz hinne, reschts“. Es gab also offensichtlich auch erfolgreiche Gastrozeiten „so weit draußen“, in Zeiten, als die Menschen noch richtig gesellig in Kneipen(schlägereien) gingen und ein kleines Aperölschen oder andere Abarten alkoholischen Wirkens auf der Terasse nur naserümpfend geduldete Randerscheinung war.
Nun, die Kneipe sieht nun so aus:
Dabei kennen viele „jüngere“ Mitglieder diese Räume nur als geschlossen. Nach den Corona- Lockdowns und den ganzen neuen Netflix- Abos fragt sich Manche und Mancher ohnehin: Was ist eine Kneipe? Nun: ein beengter Raum, anfangs gerne auch mit Rauchschwaden (irgendwann stellen wir das Fotoalbum wieder online) in dem gegessen, getrunken, getanzt, gelacht, gediskutiert und schließich auch immer wieder mal geknutscht wurde. Spätestens hier oben haben sich in jeder Generation Rudererpaare zusammengefunden, die heute Familien sind. Daher hätte das eigentlich eine ganz eigene Rubrik verdient.
Ohne die Trennwände kommt es einem viel größer vor…vielleicht sollten wir doch für die Zukunft nochmal an eine Kneipe denken? Auf dem ersten Bild sieht man noch den hintersten, den Clubraum, der fast seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt wurde- auch die Fensterrahmen hatten sich alle verzogen.
Im Clubraum fanden sich vorab noch verschiedene Preziosen, wie diese eingefasste Medaille- das allererste Raddadelchen der Treviris überhaupt. Gewonnen von der Mannschaft um Franz Schillings 1923, gestiftet von „Onkel Otto“ Ronde, Teil der Mannschaft, 1961. Quasi die Geburtsurkunde des erfolgreichen RVT- Rennsports.
Nun ist der Bock blank gemacht, nichts mehr zu hauen in den heiligen Hallen, nun kommt bald die Zeit der großen Maschinen.
Auf obgem Bild sieht man sogar eine Ur- Wand der allerersten Halle, bzw. des Bootsschuppens der Reichsbahn- Kanuten, was die Halle vor dem Übergang an die Treviris mal war. Wer weiß, was das Gebäude vielleicht noch vor den Kanuten gewesen war? Die Fenster bieten Anlass zum Träumen.
Beim Anblick dieses Dachs müssen auch wir letzten Nostalgiker vor dem Hintergrund aktueller und zukünftiger Energiekrisen einsehen, dass wir uns irgendwann nur zwischen „Heizen oder Sportbetrieb“ entscheiden hätten können. Das neue Gebäude wird uns viel Spielraum geben.
Alle Bilder (bis auf die Küche, Norbert Haag) wurden uns zur Verfügung gestellt von Dipl. Geogr. Christine Gronz, ICP Ingenieurgesellschaft, Bitburg.
„Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ Sören Kiergkegaard