Leben am Fluss II

Der Morgen dämmert über der alten Abtei Sankt Matthias, über dem Mattheiser Wald zeigt sich erste Morgenröte. Dichter Nebel dampft über der Mosel, scheint mit dem Wasser zu verschwimmen und sich gleichzeitig losreissen zu wollen. In der Stadt ist alles ruhig, die französische Besatzung des verbliebenen, östlichen Tores der Römerbrücke schläft, das Tor ist verschlossen, ebenso geht es im dahinter liegenden Bollwerk zu. Irgendwo bellt ein streunender Hund. Das westliche Brückentor wurde gerade abgetragen. Der Wanderer entdeckt auf dem Wasser ein tänzelndes, schwaches Licht. Das einer einzelnen, schwankenden Laterne auf einem Schiff, eher einem Leichter, beladen mit Eisen aus dem Quinter Walzwerk, das zu Berg weiter nach Luxemburg will. Vielleicht ist es auch ein Bornachen, der speziell auf der Mosel zum Transport der Weintrauben genutzt wurde. Langsam kommt das Licht immer näher, begleitet von einem Ächtzen und Schlurfen, das unseren Wanderer erschaudern lässt. Zwischendurch schnaubt ein Pferd, bis sich das komische Gespann langsam aus den Nebelschwaden schält. Es sind wohl Vater und Sohn, samt drei Pferden. Der Vater gebeugt, die Hände rauh, Striemen und Horn an Hals und Schulter treten durch das zerschlissene Hemd zutage, verursacht durch jahrelange Reibung. Er hat ein großes Beil dabei, um die Leine, die er zieht, bei Gefahr kappen zu können – dies bedeutete meist den Verlust des Gutes – einen Verlust, den er sich nicht leisten kann, ebensowenig, wie ein neues Seil. Zugleich führt er die Pferde, alte Schindmähren, von den Jahren am Fluss und spärlichem Futter ausgezehrt, die sich mit jedem Schritt ins Geschirr legen müssen, ahnend, der Strömung im Kumet auf Gedeih und Verderb ausgesetzt zu sein und fortgewaschen zu werden, soweit nicht stetig Widerstand geleistet wird. Der Sohn, jung und unbeholfen, wird bei seiner Arbeit federnd immer wieder vom Wasserwiderstand zurückgerissen; während er sich noch mehr in die Leinen legt, treten die Adern an der Schläfe empor und die baren Füße suchen verzweifelt Halt auf dem Weg. Das Pflaster wurde von Hochwasser zu Hochwasser mehr unterspült, Löcher tun sich in loser Reihe auf. Obwohl es noch kühl ist Ende April, schwitzt das Gespann. Grußlos ziehen sie so an unserem Wanderer vorbei, den Blick starr nach vorne gerichtet – niemand könnte sagen, was in den Köpfen überhaupt vor sich geht, außer der stumpfen Konzentration auf den Rythmus, in dem sie ihre Arbeit verrichten.

Es sind Halfen. Sie ziehen die Schiffe zu Berge.

Trierische Landeszeitung 1934, Quelle: Stadtarchiv Trier

Der Begriff der Halfen ist nicht zu verwechseln mit den Halfen oder Halfwinnern/ Halbmännern, die seit dem Mittelalter besondere Landpachtverträge hatten. Und doch kann sich das überschnitten haben, sofern die in der Regel vermögenden Halbwinner in Flussnähe Treidelpferde stellten, die gefragt und entsprechend gut bezahlt waren. Unsere Fünf sind Angehörige einer aussterbenden Spezies. Mit einem Seil, verbunden mit dem Treidelmast eines Schiffes, mussten die Schiffe zu Berg geschleppt – getreidelt – werden, während sie zu Tal mit der Strömung schwammen oder mit einer langen Stange „gestakt“ wurden, um schneller als die Strömung – und damit „vor dem Ruder“ – zu sein sofern sie nicht gar segeln konnten. Und weil dieses treideln oft so langsam vor sich ging, stammt daher vermeintlich auch das Wort „trödeln“. Die Treidelei (vom lateinischen „tragulare“) oder auch Halferei geschah auf dem sogenannten Treidelpfad, der bei uns heute auch Leinpfad heisst.

Wahrscheinlich waren diese Schiffe lange Zeit sogenannte Samoureusen, ein Flachschiff niederländischer Bauart, denn die Rheinschiffe waren aufgrund des Tiefgangs oftmals für die Seitenflüsse nicht geeignet. Diese Samoreusen wurden von mehreren Pferden getreidelt. Karl Heinz Zimmer beschreibt den Treidelzug in seiner ausführlichen und überaus interessanten Arbeit über die Weinschifffahrt auf der Mosel (S. 36) aus einem großen Schiff, einer „Kaine“ („das gewöhnlichste Schiff auf der Mosel“) und einem Bo(h)rnachen. (https://khzsenior.de/downloads/Weinschiffe.pdf) Auf den dort folgenden Seiten kann man anhand der Bilder gut die Größe dieser Gefährte nachvollziehen. Die Bergfahrt von Koblenz bis Trier dauerte – mit 6 bis 12 Pferden, je nach Wasserstand – 8 bis 10 Tage. Übernachtet wurde in entlang der Mosel gelegenen Halfenhäusern, von denen es Einige heute noch gibt.

Treideln war kein Vergnügen, so wurde das „Schiffeziehen“ von Joseph II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, ältestem Sohn der Kaiserin Maria Theresia, als Strafe verhängt, nachdem er – vermeintlich aufgeklärt – die Todesstrafe abgeschafft hatte (Quelle Wikipedia). Das Ergebnis war für die Bestraften allzu oft das Gleiche.

Das westliche Moselufer war zur Zeit um 1800 im Wesentlichen kaum bebaut, sondern tatsächlich mit Äckern und einzelnen Schuppen bestellt. Wie schonmal dargestellt, tauchen in Unterlagen die Kirchen namens St. Isidor und St. Viktor im Bereich der Römerbrücke bis etwa zur heutigen Hausnummer 25 auf, Gemäuer wurden jedoch nie gefunden. Da nicht getreidelt werden kann, wo Bäume und Büsche stehen, war das Ufer wohl kahl und von verschiedenen kleineren Rinnsalen durchzogen, die zur Mosel strebten.

Befestigung der Römerbrücke noch um 1760 (Quelle: Wikipedia)

Aufgrund der wechselvollen Besatzungsgeschichte war eine möglichst freie Sicht auf nahenden Feind durchaus erwünscht. Um die Stadtmauern herum gab es den sogenannten Festungsrayon, meist drei Abschnitte, innerhalb derer, zumindest im 1. Rayon, keinerlei mehrgeschossige Gebäude, zumal nicht aus Stein, errichtet werden durften. Der Wegfall der sogenannten Rayonbeschränkungen bot vielerorts später die Chance zur Schaffung von Parks, Grünstreifen oder auch neuen Wohngebieten wie z.B. der im Historismus oder Jugendstil erbauten Teile von Trier Süd.

Ausschnitt aus einer preussischen Karte von 1803 (Quelle: kulturdb.de)

So kam es, dass erst im Jahre 1876 auf oder neben dem Gelände des Kaufmanns Eskens, vermutlich Johann Peter Eskens, einem gewissen Wilhelm Zangerle die Erlaubnis erteilt wurde, ein „Kesselhaus mit Schornstein“ zu erbauen. „Fabrik“ muss man sich nun anders vorstellen als heute- das Ganze ging aus einem Wohnkomplex in ein größeres Gebäude mit abfallendem Dach über, an das ein Malzturm angeschlossen war.

Nach einigem Hin und Her mit Bürgermeister de Nys kam die Erlaubnis (Quelle: Stadtarchiv)

Zangerle, später auch mal Zangerlé – wohl mit der Familie Simon der Bitburger Brauerei verwandt – schien recht erfolgreich. Im Jahre 1889 wollte er sich eine dieser neuartigen Sauggas- Motoren- Anlage „BENZ“ der gleichnamigen Firma aus Mannheim einbauen lassen. Sauggasmotoren ersetzten in Mühlen und Darren die etablierten Dampfmaschinen in der Stromerzeugung. Sauggasmotoren waren einerseits sehr kostengünstig, andererseits doch sehr aufwändig zu betreiben, denn je erzeugtem ps benötigten sie bis zu 20 Liter Kühlwasser (bei Verdampfungskühlung) pro Stunde. Obwohl Dieselmotoren teurer in der Anschaffung und im Unterhalt waren, verfügten sie über eine Selbstschmierung und machten damit den Betrieb ungleich einfacher und sicherer, weshalb sie sich bald durchsetzten. Neben dem Transportweg Mosel dürfte sich zu dieser Zeit jedoch die Ansiedlung am Fluss für Zangerle ausgezahlt haben, auch wenn aus dem unvollständigen Schriftwechsel mit der Stadt zur Genehmigung dieser Anlage kein Ergebnis hervorgeht. Sicherlich war dieses Kesselhaus, zumal von einer Einzelperson gebaut, seinerzeit kein kleines Unterfangen, bedenkt man, dass viele Menschen noch in „Fabriken“ von 1-3 Personen in Erdgeschossen von Wohnhäusern arbeiteten. Vieles, was heute entlang der Saarstraße beispielsweise Handel ist, darf man sich als damalige Fabrik vorstellen.

Wilhelm Zangerlé junior, Mitgründer der Treviris und später lange Zeit Arzt in Trier, war geboren Ende 1893. Zwischen der Errichtung der Malzfabrik und der Geburt des Juniors liegen 17 Jahre…In Einwohnerlisten Triers findet sich 1855 ein 16-jähriger Wilhelm Zangerlé: der wäre bei der Geburt des Sohnes dann 54 Jahre alt gewesen. Vielfach ist in den Akten dokumentiert, dass er bei der Stadt noch Mitte der 20er- Jahre um Verschiebung des Kanalisierungsbaues bat, weil er durch Inflation, Steuer etc. kein Geld und nur 200 Reichsmark Miete pro Monat als Einkünfte habe. Laut statistischem Bundesamt lag die Kaufkraft für die Reichsmark 1929 bei 1:40 im Vergleich zum Euro. Zangerle dürfte ein vergleichsweise biblisches Alter erreicht, aber möglicherweise nicht viel Freude daran gehabt haben.

Der Aktenlage zufolge wurde der Komplex bei den Luftangriffen auf die Stadt am 23.12.1944 massiv beschädigt, wie der Ausschnitt aus einem Luftbild der U.S. Airforce zeigt. Oberhalb ist die Luxemburgerstraße zu sehen, dann das eigentliche Wohnhaus, die Fabrik – der weiße Fleck mag der Malzturm gewesen sein. In Richtung Mosel gibt es einen Krater auf dem ehemaligen Waschplatz, einen weiteren in Richtung Mosel, beide gehörten zu den größten an der Luxemburgerstraße. Das Bild lässt vermuten, dass der hintere Teil, das Bootshaus RVT, mit offenliegendem Dach, völlig zerstört ist. Allerdings war dem wohl nicht so, was die Substanz des Hauses anging – da war eher der Rest abrisswürdig.

Quelle: Luftbilddatenbank Dr. Karls

Nach dem Krieg stellten die Erben Zangerle nämlich den Antrag, eben dieses Gebäude wieder aufbauen zu dürfen. Die abgebildete Bauzeichnung im Antrag zeigt die gleichen kleinen Fenster, die auf den wenigen verbliebenen Bildern des alten Bootshauses zu sehen sind. Auch kann man das nach hinten abfallende Dach dieses Gebäudes sowohl auf alten Bildern als auch den Nachkriegsplänen erkennen.

Die Mannschaft lässt die Treviris zu Wasser
Nachkriegszeichung im Antrag auf Wiederaufbau, links fehlte der Turm. (Quelle: Stadtarchiv)
Quelle: Bildsammlung des Stadtarchiv Trier

Und wenn man dann auf dem Luftbild aus den 1960ern hinschaut, findet man genau dieses Gebäude mit dem abfallenden Dach und den kleinen Fenstern: das ehemalige Bootshaus des RVT. In der Tat hätte man gedacht, das ganze Ensemble wäre näher an der Mosel gelegen, aber auch hier zeigen alte Bilder, dass das im Verhältnis zu dem länglichen Gebäude rechts, ehemals Spedition Horstmann und zugleich Pension für Wasserwanderer bzw. „Paddler“, wohl nicht so war. Die Erben Zangerle benötigten es als Wohnraum – und der RVT hatte ja ohnehin keine Boote mehr übrig. So kam es zum Umzug an den heutigen Standort. Da die späteren Zangerles offenbar kinderlos blieben, verfiel das Gebäude, stand lange leer und wurde erst Mitte der 60er Jahre auf Bitten der Bitburger Brauerei abgerissen. Später entstand auf diesem geschichtsträchtigen und wahrscheinlich irgendwie vorbelasteten, verruchten Boden – wie könnte es anders sein – das Eros- Center.

Und heute? Ach ja, da war was…

So sehen die Fundamente des späteren Wohnbereiches aus.
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Neubau (jetzt aber echt!)

Irgendwie gehört ja alles, was rund um so eine Baustelle geschieht, zum Neubau, doch dieser Tage hat wirklich begonnen, worauf wir sehnlich warten.

Vorher wurde der Platz nochmal tiefbaulich bereinigt, dabei sind auch – leider unbeobachtet – die Kellermauern des alten Bootshauses verschwunden.

Nicht römisch…und doch kaum bekannt (Quelle: RVT)

Die letzte Hoffnung, noch etwas zur Historie des Standorts zu erfahren, sind möglicherweise alte Baupläne. Der Keller war verfüllt, wir haben ihn nie gesehen, offensichtlich muss auch von oben das alte Ruderbecken reingetropft haben, das in der Halle darüber lag und der Erzählung nach nie ganz dicht war.

Planung für eine St. Barabra- Fähre am Hochseil, vor 1910 (Quelle: Stadtarchiv)

So sah der „Plan“ damals aus, nicht nur bezüglich der Eigentumsverhältnisse, sondern auch die Planung für eine Fährverbindung von Süd (Barabra Löwenbrücken/ Medard etc.) nach West. Mag sein, dass die Halle in der Bildmitte zum Kohlenlager Hansen (Hansen Neuerburg) gehörte, der Platz zur Mosel ebenfalls zur Firma August Feuerstein und der Platz, auf dem ein Hochseilmast verankert werden sollte den Vereinigten Hospitien. Der Weg sollte am heutigen Verein vorbei dann zu den Industriebetrieben führen.

Eine anderer Plan, ebenfalls vor 1910 (Quelle: Stadtarchiv)

Doch nach aller Planung kam wohl zunächst alles noch ganz anders und die Rolle der Stadt scheint nicht immer glücklich gewesen zu sein.

Man beachte den Zeitverlauf…(Quelle: Stadtarchiv)

Ausgebildete und zugelassene Fährleute, die der Stadt die sogenannte „Fährgerechtsame“ abpachten konnten, waren rar. Wie oben zu sehen, wurde der Fährbetrieb am 13. d.M. verpachtet, am 14. verstarb der Pächter, am 15. wurde erneut neu ausgeschrieben bzw. traten andere Bewerber an. In einem anderen Fall muss der unausgebildete Bruder des Fährmanns diesen wochenlang unbemerkt vertreten haben.

Zudem beschränkte sich die Nutzung der Fähre auf die An- und Abfahrtszeiten der Arbeiterschaft der in West ansässigen Betriebe, insbesondere der Reichsbahn. So herrschte jeweils vor bzw. nach den Schichten starker Andrang am Ableger- dazwischen und an den Wochenenden gähnende Leere. Um trotzdem irgendwie wirtschaftlich arbeiten und die Pacht zahlen zu können, schienen die Fährleute die kleinen Nachen, für 20-25 Personen gemacht, mit bis zu 60 vollzuladen, was man physikalisch kaum glauben mag. Das ging soweit, dass eine dieser Nachen wohl einmal mit Wasser volllief und dabei einige Männer – wiewohl in Ufernähe- fast ertranken. Und schon ruhte der Fährbetrieb wieder.

Die Stadt suchte dringend nach Finanzierung (Quelle: Stadtarchiv)

So musste man versuchen, den Betrieb irgendwie wirtschaftlicher zu machen, was offensichtlich neben der klammen Stadtkasse auch an der Unterstützung ansässiger Unternehmen scheiterte, die umgekehrt bei Stillstand nicht müde wurden, nach einer sofortigen Wiedereinrichtung des Fährbetriebs zu rufen, ebenso die (Oppositions-) Parteien im Stadtrat.

Treviris- Achter 1930er Jahre, Stm. Barth, Schlag: Karl Pfeiffer, 7: Günther Pfieffer (?), 6: Franz Schillings, 2: Köbes Meter (Quelle: RVT)

Auf dem Bild aus den 1930er Jahren sieht man nicht nur, dass hier noch Buhnen im Fluss lagen, sondern auch die Fischer in ihren Nachen zugegen waren…erinnern wir uns an einen der Voreinträge: „Die Mosel verkrautet aufgrund der Verschmutzung und Verkotung schnell“ (Kanuwanderführer der 1920er). Mahlzeit.

Es handelt sich hier um den Steg in der Luxemburgerstraße 63, also weiter die Luxemburgerstraße hinunter. Im Hintergrund verläuft die Fähre, die allerdings gar keine Hochseilfähre war, sondern eine „Schlauder“. Vermutlich stammt „Schlauder“ von schleudern (jedenfalls wurde die Fähre auch als Schleuder bezeichnet), immerhin eine Annäherung an die Fortbewegungsart einer reinen Treidel- oder Gierfähre. Das Seil dürfte knapp über der Wasseroberfläche gehangen haben, so dass die Ruderer sich mannigfaltig mit anderen Nutzern des Reviers verständigen mussten.

So sah es dann lange Zeit tatsächlich aus (Quelle: Stadtarchiv)

Es hatte mal einen Fährmann gegeben, der hatte sogar eine Motorfähre. Wenn der Motor versagte, musste er samt seinem Knecht zum allgemeinen Gaudium der Passagiere zur „Haorstang“ greifen und die Fähre – wenn auch mit Verspätung – sua manu zum Ufer bringen. Nun hatte dieser Fährmann aber auch noch zwei unmotorisierte Nachen, die er mit Rudern versah, und jeder, dem es auf der Fähre zu eng wurde und der genügend Luft hatte, konnte sich bereits vor Schichtbeginn im edlen Rudersprot üben. Bald regte sich jedoch Argwohn darüber, dass er den Rudernden auch noch 5 Pfennige je Fahrt abnahm. Als ihm die kleinliche Nörgelei, die Presse und die Drohung mit dem Kadi zu bunt wurden, pensionierte er kurzerhand sich und die Fähre. So kam es zur Schlauder.

Die aber war nur begrenzt einsatzfähig. Wann immer es etwas Hochwasser gab, schien sie an ihre Grenzen zu stoßen. „Dir Männer! Morgen mießt d’r iwer de‘ Bröck giehn, et treiwt ze stark, sonst gieht den Draoht kapott!“ sprach der Fährmann. Das Lamento war groß.

TV vom 15.06. 1921, man beachte die Anzahl der Arbeitstage (Quelle: Stadtarchiv)

Es half nichts, der Wasserstand der Mosel stieg und stieg und eines Morgens war die(se) Schlauder samt dem faulen „Draoht“ verschwunden, Richtung Nordsee, sie wurde aber kaum betrauert und darum offensichtlich auch nicht gesucht. Halb Trier unkte, sie sei mit den Resten der deutschen Kriegsflotte, die sich nicht bei Scapa Flow versenkt hatten, an England ausgeliefert worden. Und wieder ruhte der Verkehr.

Es bleibt tiefergehender Nachforschung überlassen, ob die Anwohner selbst Initiative ergriffen, oder ob sie eigentlich und gelegentlich zum unwirtschaftlichen Betrieb der Fähre und damit ihrem regelmäßigen Scheitern beitrugen.

Viel Verkehr auf dem Gewässer (Quelle: Stadtarchiv)

Immerhin konnten nach dem zweiten Weltkrieg offensichtlich die ursprünglichen Pläne einer ordnungsgemäßen Motorfähre am Hochseil verwirklicht werden, die dann wirklich knapp unterhalb des neuen Bootshauses anlegte.

Ausfahren des Treviris- Vierers (?) 1950er Jahre, im Hintergrund der jenseitige Pfeiler (Quelle: Hans Press)
Sattelplatz einer Regatta in den 1950ern, unweit des Vereins war noch viel Bauplatz frei. Am Ufer im Hintergrund die Fähre. (Quelle: Monika Gard)

Eingestellt wurde der Fährbetrieb wohl bereits Mitte der 1960er Jahre, was mit der zunehmenden Motorisierung des Individualverkehrs zusammengehangen haben mag: die Konrad – Adenauer- Brücke wurde erst 1973 für den Verkehr freigegeben, weil man auf dem ehemaligen Eurener Flugplatz ein neues Industriegebiet ausgewiesen hatte.

Ein letzer Blick (fast) ungestört (Quelle: ZIW)

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Leben an der Mosel

Wenn auf diesem Blog, anders als bei Blogs gewohnt, nicht jederzeit Neues erscheint, so liegt dies daran, dass es einfach nichts Neues gibt. ..was am Ende nicht ganz stimmt.

Die Grabungen der GDKE stehen kurz vor dem Abschluss. In den nächsten Wochen werden die Angebote der Baufirmen eingeholt.

Aufschlussreich waren die Entdeckungen für Archäologen lange Zeit nicht: Über vereinzelte Münzfunde kleinster Währung („As“) hatten wir berichtet, es fand sich dann noch eine Schicht Alltagsmüll, bevor sich etwa ab der Mitte des Geländes langsam Mauerwerk zeigte oder zumindest handbearbeitete Materialien auftraten. Und erst da wurde es „spannend“: Im Anschluss an einen Bruchgraben mit antikem Bauschutt und Abfall zeigte sich querverlaufend neues Mauerwerk (links im Bild), eine dunkel verfärbte Brandstelle und zuletzt das zentrale Element des Fotos, das wir zunächst für einen Wasserablauf hielten, da zugleich ein Brunnen gefunden wurde.

Etwa 15 cm breit sind die Durchläufe. Da die Sandsteinränder kreisförmig ausgehöhlt waren, konnte man zunächst an einen Wasserablauf denken.

Brunnen sind natürlich immer eine interessante Sache, nicht zuletzt, weil hier in Krisenzeiten etwaige Wertgegenstände versteckt – und anschließend wegen Unpässlichkeit der Verstecker nicht mehr gehoben werden. Nicht so hier. Der Brunnen wurde bereits zu seinen „Lebzeiten“ willentlich mit Gestein verfüllt. Ein Bild werden wir sicher später zeigen können. Interessant ist eher die Zusammensetzung der Gesteine: Neben dem bekannten moselländischen roten Sandstein wurde immer wieder auch Muschelkalkstein genutzt, der heute vielen Weinlagen als Grundlage dient.

Bei genauer Betrachtung stellte sich nun allerdings heraus, dass es sich bei dem Wasserablauf im Gegenteil um eine „Darre“ handelt: einen Bau zum Trocknen und Haltbarmachen von Hülsenfrüchten, Gemüse oder auch Fisch und Fleisch. Das Darren ist dem Räuchern ähnlich, beim darren bzw. dörren wird jedoch lediglich die Hitze des Rauches genutzt – beim Räuchern werden die Speisen ja in einem abgeriegelten Raum dem Rauch selber ausgesetzt. Über den im Bild sichtbaren Rauchkanälen muss also eine Art Zwischenboden mit dem Dörrgut darauf gelegen haben, während der Rauch abgeführt wurde. Aufgrund der Flussnähe ist auch vorstellbar, dass hier Fische gedörrt wurden – allerdings wurden Fisch und Fleisch auch gerne eingesalzen.

Getreide wiederum muss irgendwann eingebracht werden, egal, wie das Wetter gerade ist. Will man es lagern, muss es auf unter 10-15% Feuchte getrocknet werden, um es vor dem Keimen zu schützen. Je nach Temperaturzufuhr wurde das Getreide also zunächst in der Darre schonend getrocknet. Bei älteren Getreidesorten wie Dinkel und Emmer allerdings bedarf es dann wiederum deutlich höherer Temperaturen bis ca. 200°, um die Spelzen („Kornhüllen“) zu lösen und dann durch z.B. Hochwerfen in den Wind („Worfeln) die „Spreu vom Weizen“ (oder hier eben vom Emmer) zu trennen (ohne Hitze musste das umständlich und kleinteilig mit Mörsern gemacht werden). Selbst ein Röstvorgang wäre mit der Darre möglich gewesen.

Auch Malz musste zum Vorbereiten auf den Brauvorgang zunächst getrocknet werden, ebenso wie Flachs vor der Weiterverarbeitung: die Möglichkeiten sind vielfältig. Allerdings ist unsere Darre nicht besonders groß, so dass sich die Frage stellt, ob sie eher für den Privatgebrauch einer Villa Rustica gedacht war, denn zum gewerbsmäßigen Dörren. Zudem ist sie eine Seltenheit, weil sie in T- Form verläuft. Die Mauern weisen auch darauf hin, dass sich oberhalb des Steinfundaments gegebenenfalls ein leichter offener Holzbau befand, kein geschlossenes Gebäude.

Ein weiterer Fund dürfte sich zur Legendenbildung wie zur Herleitung bestimmter, sich immer wiederholender Geschehnisse im Ruderverein Treviris ganz hervorragend eignen.

Amor- Relief mit Attributen des Herkules, Quelle: GDKE, Dr. Hupe

Gefunden wurde ein Teil einer kleinen marmornen Abbildung des Liebesgottes Amor. Das erklärt doch schon Einiges, was oberhalb in den kommenden Jahrtausenden so passierte. Die herkulischen Züge mag sich auch der ein oder andere Herr in den Bestehenszeiten des RVT zugetraut haben – wie wiederum die Damen gedacht haben mögen, da sei gar kein Kopf zum Denken vorhanden. Oder auch: Ach, wie niedlich. Auch Amor und Psyche waren im heutigen Wortsinne sicher für das ein oder andere Drama im Bootshaus verantwortlich.

Es handelt sich hierbei vermutlich um eine Art römische Alltagskunst, mit der man Räume schmückte oder sich Liebessegen wünschte. Einigermaßen mittig ist ein gerader Bruch zu erkennen: das Relief wurde vermutlich im Zuge der Christianisierung überflüssig und durch einen kräftigen Schlag mit oder gegen etwas zerstört. Leider fehlt trotz Suche die obere Hälfte. Zudem ist es ein Glück, dass diese untere Hälfte gefunden wurde, denn in späterer Zeit wurde Marmor oft verbrannt, um wiederum Kalk daraus zu gewinnen. Ob der Fundort zugleich auch der Ausstellungsort war, ist unwahrscheinlich- das Relief wurde wohl hier im Ofen entsorgt. So möge trotzdem auch kommenden Generationen der Segen des Amor und so weiter…

Eindrucksvoll sind – „live“ betrachtet – die zeitgeschichtlichen Artefakte, die menschliches Leben vor etwa 1800 – 2000 Jahren zum Leben erwachen lassen.

Zum einen haben wir ein Fragment römischen Fußbodens, an dem deutlich die Benutzung zu erkennen ist. Zudem sind verschiedene Ziegel auch gestempelt. Besonders eindrucksvoll ist ein Ziegelfragment (hier Mitte), bei dem vor dem vollständigen Trocknen offensichtlich mit dem Finger ein Fehler eingekreist wurde, im Uhrzeigersinnn verlaufend endet der Kreis wahrscheinlich mit dem Abdruck des Fingernagels und wurde möglicherweise an dem Tag von einem Vorarbeiter dutzendfach und schnell ausgeführt. Und heute liegt das so vor uns, 2000 Jahre unberührt.

Der Ziegel ist defekt, ich möchte sofort den Hersteller sprechen!

Zudem lässt sich hier die römische (Flach-) Dachbaukunst ebenfalls nachvollziehen.

Tegula und Imbrex

Bei den oben gezeigten fast vollständigen Ziegeln handelt es sich um die gängige Art der römischen Dachdeckung. Die Tegulae, hier die Innenseite, hatten auf der Außenseite abstehende Kanten (rechts knapp zu erkennen). In diesen wurden die Imbrices (links zu erkennen) verkantet und mit Mörtelbatzen fixiert, während die Tegulae sich bei entsprechend geringer Neigung überwiegend durch Eigengewicht auf dem Dach hielten. Wärme dürfte im Winter nicht aufgekommen sein, es gab allerdings vielfach die Möglichkeit, die Dachsparren von innen mit Flachziegeln zu vernageln sowie dann auch zu verputzen.

Quelle: Wikipedia

Während auch diese Funde wohl keine feste Bebauung mehr darstellen, dürfte es sich doch um die letzten Ausläufer des römischen Trier diesseits der Mosel handeln, da sich bei Probebohrungen bei unseren Nachbarn nichts mehr fand. Die Gemarkungsgrenze mit dem lange eigenständigen Euren verlief längs mitten über unser Grundstück – wer weiß, ob diese Grenzen nicht auch auf etwas viel Älterem fußen…

Zurück in die Neuzeit: Euren gehörte nicht immer zu Trier, sondern kam in den 1920er Jahren zur Stadt, weshalb sich auf der Luxemburgerstraße- auch für den RVT- alle Hausnummern änderten. Zuvor hatte Euren durchaus eigene Interessen zu vertreten. Die Lambertistraße, benannt nach ihrem Erbauer, sollte zunächst verhindert werden, weil die Stadt hier oberhalb einen größeren Hafen plante, der aber auf Eurener Gebiet lag. Realisiert wurde der Plan bekanntlich nie.

Der RV Treviris jedoch schloss möglicherweise deshalb schon 1923 einen Vertrag mit den Vereinigten Hospitien, nach Trier Nord zu ziehen, neben RGT und Gymnasial- RV. Zum einen hätte es in Zurlauben eine Konzentration aller Ruderverene entlang der damaligen Regattastrecke gegeben. Zum Anderen gab es in der Luxemburgerstraße oberhalb der Fabrik August Feuerstein, damals noch hinter dem alten Bootshaus gelegen, nur noch die Schiffswerft Boost, die sich über einen Hafen sicher gefreut hätte. Für Ruderer hätte dies, neben den Seilen der Treidelfähre St. Barbara, nur noch mehr Einschränkungen durch Schiffsverkehr bedeutet.

Quelle: Stadtarchiv

Warum alles anders kam, bleibt offen. Allerdings hätte der RVT mit dem Wegzug sicher auch seinen „Süder“- Einzugskreis und damit einen guten Teil der Identität verloren.

So können wir jetzt festhalten: „Die Spreu vom Weizen trennen“ fand nicht nur vor 2000 Jahren auf diesem Boden statt – heute steht die Treviris mit ihren rennsportlichen Ansprüchen in guter Tradition dazu.

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Spuren II

Was passiert eigentlich, wenn eine Stadt wächst? Das können wir aktuell unter der Erde sehen, aber auch in alten Papieren.

Wer dieser Tage am Bootshaus in „unsere“ Grube schaut, wird unschwer erkennen, dass etwa in der Mitte der Fläche (immerhin ist die GDKE dort bereits angelangt, nach nicht mal einem Viertel der veranschlagten Zeit) nun Steinhaufen auftauchen, die sich bei genauerem Hinsehen als Mauern herausstellen. Offenschtlich keine feste Bebauung der Stadt mehr: man konnte anfangs aufgrund des Schutts, u.A. Tonschindeln, davon ausgehen, dass es sich um einen Abraumgraben handelte, denn bei Mauerbauten und Fundamentarbeiten wurden die Bauabfälle gerne vor Ort entsorgt (= vergraben). Auch fanden sich offensichtlich Tierknochen: das muss nichts mit Tierhaltung zu tun haben, es kann genauso gut ein dort beschäftigter Bauarbeiter seine mittägliche Lammkeule dort entsorgt haben, sofern er sich die leisten konnte. Es bleibt also nach allen Seiten offen, was sich finden wird und es bleibt ein Puzzle, das mit kleinsten Indizien und Funden zusammengesetzt wird. Vielleicht werden wir im Januar mit mehr Ausgrabung auch mehr wissen.

Eins ist bisher unklar: wie zwischen römischen Abraum neuzeitlicher Müll wie Gewindeschrauben etc. gelangen können. Eine einzelne Schraube, zufällig weggeworfen und ebenso zufällig bis in die Tiefe „gespült“? Hat jemand dort einmal ein paar Schaufeln ausgehoben, um seinen Bauschutt zu entsorgen und hat dies – unwissentlich- über einem heute zutage tretenden römischen Fundament getan?

In jedem Fall finden sich im Boden auch Zeugnisse anderer Epochen, die ebenfalls – mäßig, aber doch – interessant erscheinen, wenn wir verstehen wollen, wie sich unser Fleckchen Erde entwickelt hat.

Für die GDKE weniger interessant: Jugenstil- Fliese

Dieses Stück Fliese, verbaut in einem Gebäude an dieser Stelle oder nur verklappt, hat auch seine Geschichte. Die Firma Lamberty, Servais & Compagnie in Ehrang war einmal eine Fliesenfabrik von einigem Weltruhm. Philipp Lamberty, Direktor des Bodenplattenwerks in Wasserbillig, sein Werkleiter Bernhard Ferring und der luxemburger Industrielle Paul Servais aus Hollerich gründeten 1878 die Firma in Ehrang. Im Zuge der Industrialisierung stiegen auch die Ansprüche an die Lebenshaltung, zudem brauchte z.B. die Stahlindustrie Schamotte, die hier ebenso wie Boden- und Wandplatten hergestellt wurden. Das Werk beschäftigte bald deutlich mehr als die anfänglich 70 beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aufgrund einer sehr volatilen Marktlage jedoch, die durch vielerlei Einfuhrzölle in andere Länder bestimmt wurde, musste man den inländischen Markt ausbauen und so wurde bald unter Leitung eines bei Villeroy & Boch ausgebildeten Werkleiters eine Mosaikfabrik angegeliedert. Servais- Fliesen (die Firma war zwischenzeitlich zur Servais AG geworden) nahmen im Jugendstil plötzlich eine rasante Entwicklung. Der erste Hamburger Elbtunnel wurde mit Servais- Fliesen verkleidet, ebenso wie die Heilig- Geist- Kirche in Buenos Aires. Unter anderem wurden auch Wasserspeier und Dekorationsobjekte hergestellt, aber insbesondere die Fliesen werden heute als Einzelstücke gerne über 200€ verkauft. Sofern wir also noch eine komplette Jugendstil- Wand fänden, wäre uns sehr geholfen… Paul Servais starb bereits 60-jährig 1909, nicht ohne ein beträchtliches Vermögen gemacht und auch der Stadt Ehrang viel Wohl getan zu haben (es gab ein Ehrengrab, wohingegen seine Witwe in den 1930er Jahren nach Luxemburg zurückzog, heute gibt es die „Servais- Straße“). Die sehr repräsentative Villa Servais (auch „Servais‘ Schlösschen“ genannt) im Wallenbachtal brannte 1974 ab- sie wäre später wahrscheinlich eh einer Umgehungsstraße zum Opfer gefallen. Man fragt sich als Zugezogener doch immer mal, was an Abriss, Überbauung etc. in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eigentlich in die Trierer Verwaltung gefahren ist, wiewohl auch für eine Umgehungsstraße gute Argumente vorgelegen haben mögen.

Während die Wirtschaftskrise 1929 – das Werk war bereits 1921 verkauft worden – noch einigermaßen überstanden werden konnte, brach in der Folge die inländische Bautätigkeit 1931 fast vollständig ein und alle Beschäftigten wurden entlassen. Erst 1933 zog die Produktion an, um 1966 arbeiteten ca. 1000 Beschäftigte in Ehrang, wo die Produktion mit zunehmender Verteuerung 1993 nach mehreren Umfirmierungen endete. Heute stehen noch vereinzelt Hallen, wo Speditionen, Handwerksbetriebe und z.B. die Firma Steil Krahne ansässig sind. Die Becking, Mosaik-, und Tonstraße zeigen heute die alte Lage noch an.

Was tat man in der Zeit dieser wirtschaftlichen Verwerfungen?

Das galt auch für die Beschäftigten z.B. der Quinter Hütte, eines noch wesentlich älteren Walz- und Stahlwerkes, das bereits 1872 seinen Höchststand mit über 1000 Beschäftigten hatte. Das heutige Schloss Quint wurde 1760 als Sitz für das Eisenwerk gebaut. 1890 wurde der letzte Hochofen ausgeblasen, aber erst 1925 wurde das Werk stillgelegt.

Offensichtlich zog man diese Beschäftigten bis weit in die NS- Zeit zu Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen heran. Unter Anderem wurde so der Nürburgring gebaut und auch das Moselufer in Trier wurde Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre wohl unter Zuhilfenahme sogenannter „Tagwerke“ gestaltet. Die Verträge wurden bereits ab 1926 geschlossen, jedoch zogen sich die Bauarbeiten bis in die 1930er Jahre- insbesondere wurde der Stadtteil St. Barbarba geschleift, nachdem er erst wenige Jahre zuvor von Gleich- auf Wechselstrom umgerüstet worden war.

Ausschnitt aus einer Fotographie des Statteils St. Barbara ca. 1904 (Quelle: Stadtarchiv)

Sah der Stadtteil St. Barbara auf einem Bild des Bürgermeisters Laven um die Jahrhundertwende noch aus, wie auch Zurlauben- ein Fischerdorf mit vielen Nachenbesitzern, das jedoch bei Hochwasser regelmäßig volllief – (https://www.volksfreund.de/region/trier-trierer-land/hochwasser-trier-1920er-jahre-vor-moseldamm-bau_aid-7023034) wurden die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen dahingehend gelenkt, dass der Moseldamm errichtet wurde. Die Quellenlage ist für einen vergleichsweise großen Eingriff erstaunlich dünn.

„Nach der Ausfahrt“ (Album Heinrich Schillings)

Wie auf den hochwertigen Aufnahmen der Familie Schillings zu sehen, befindet sich bereits im Hintergrund der Damm im Bau. Allerdings befindet dieser sich auch schon auf einem Bild, auf dem „Bootstaufe 1923“ steht. Möglicherweise wurde also in mehreren Abschnitten gebaut. Denkbar ist auch, dass – da sich im Bereich Bollwerkstraße ja lange ein Teil der Stadtbefestigung befunden hat – im Uferbereich um die Römerbrücke herum keine Wohnbebauung erlaubt oder möglich war.

Auch hier sieht man auf einem weiteren Bild der Familie Schillings deutlich die Veränderungen im Hintergrund.

Das westliche Moselufer hingegen blieb eine… naja… nicht terra incognita, aber doch hätte der Römer vielfach gesagt: „hic sunt leones“. Bis zur Fabrik „August Feuerstein“ kam man noch… danach wurde der Leinpfad über Jahrzehnte durch Wildwuchs und (Hoch-) Wasser offensichtlich unpassierbar, so dass, wer nach Monaise wollte, bis in die 1930er Jahre sich einen Weg einfach durch angrenzende Wiesen suchte. Und das, nachdem er oder sie nicht nur über die Fäkalienströme der Anwohner hinweggestiefelt, sodern auch einem bis zu einem Meter breiten Streifen aus „Bio- Müll“ ausgesetzt war, den die Bewohner des westlichen Ufers einfach über die vielfach bis heute bestehenden hohen Mauern kippten. Die Luxemburgerstraße, auch „Eurener Chaussee“ oder lange auch „Provincialstraße“ war zunächst nach Ausbauzustand und später aufgrund des Verkehrs keinerlei Alternative für Fußgänger.

Das heutige Treviris- Gelände gehörte den Vereinigten Hospitien, die jedoch leider keine Akten mehr dazu haben und es schien nicht mehr als eine Obstwiese zu sein. Ein erstes Gebäude- mit dem Abriss unseres Bootshauses verschwunden- findet sich zwischen 1900 und 1910 auf dem Gelände. In dieses zog später die Paddlergilde der Reichsbahn ein, die Reichsbahn hatte ab 1919 begonnen, um das Bahnwerk herum Wohnungsbau zu betreiben. Mal sehen, was da noch kommt- die Gebäude waren womöglich unterkellert.

Trierische Landeszeitung 1934

Nichts los also…bis auf die Römer, die das offensichtlich mal anders gesehen hatten. Und dabei hatte die Stadt oft große Pläne gehabt. Dazu bald mehr.

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Spuren

Aktuell scheiden sich die Geister auf beziehungsweise in der Grube: Schalung oder Schatzsuche? Die Baufirma hat begonnen, die Grube im hinteren Bereich einzuschalen, während im Bereich am Waschplatz die freundlichen Damen und Herren der Generaldirektion Kulturelles Erbe ihrem Tagwerk nachgehen. Dieses besteht übrigens gar nicht nur aus dem Graben und Sammeln alter Artefakte, sondern auch der Feststellung des Bodenprofils.

Während die GDKE mögliche Funde gerne gesammelt im Anschluss an die Grabungen bekanntgeben möchte, lässt sich trotzdem sagen, dass sich im Bereich nahe einer Stadt natürlich Zeichen der Zivilsation finden, seien es Müll, Tonscherben, Steine oder kleinere Münzen. Grundmauern eines Palastes oder ein riesiger Schatz sind bisher nicht aus dem Untergrund aufgetaucht. Ein kleineres Fundament wird vermutet. Und…in der Mitte liegt ja immernoch das Skelett.

Ein Arbeitsplatz direkt am Wasser…

Der Boden selbst ist ja nicht Fundstück, sondern Befund. Während Fundstücke einer Sammlung zugeführt werden, wird der Befund in der Regel durch die Grabung selbst zerstört. Hier ist im linken Bereich ein kleiner Einschnitt, um ein „Stratum“ festzustellen, einen Bodenhorizont – also unterschiedliche Bodenschichten zu definieren, die aufeinanderlagern. Dabei lässt der Befund bisher vermuten, dass der Boden ursprünglich eher in einer Art Senke vom Flussufer abfiel und von einer Anzahl Rinnsale durchzogen war, die in Richtung des Flusses Sediment ablagerten. Allerdings ist der ursprüngliche genaue Uferverlauf auch nicht mehr zu klären (ohne gleich alles aufzureissen). Zu vermuten ist, dass bereits im vorderen Bereich der Grube viel Angeschwämmtes im Boden ist.

Auch im Boden sind natürlich Artefakte neuerer Zeit. Ein längeres Rohr (aus Blei?) kam etwa einen Meter unter der Oberfläche zum Vorschein. Für ein Abwasserrohr dürfte es deutlich zu dünn sein. Eine zugegeben schlichte Überleitung zum heutigen Thema: dass die gesamte Luxemburgerstraße bis ins 20. Jahrhundert hinein zum Übel der anderen Anlieger nicht kanalisiert war und alle Abwässer mehr (oder weniger) direkt (auch) über (!) den Leinpfad in den Fluss leitete. Selbst, wenn die Kanalisation unter dem Leinpfad verlief, so wurden laut Inspektionen die Abortgruben oberhalb über Monate nicht geleert und liefen über.

Auszug aus einem Adressbuch 1914. (Quelle: Internet)

Dabei war die Luxemburgerstraße mitnichten ein schlechtes Pflaster, wie der Auszug aus dem Adressbuch zeigt. Das spätere Bootshaus befand sich in der Nr. 26- nach der Eingemeindung Eurens wurden die Hausnummern neu – in heutiger Folge- vergeben. Aber: „Shit in – shit out“, egal von wem. Übrigens: genannter Oberst von Mertens war bis 1915 Regimentskommandeur des „Königlich Preussischen Trierirschen Feldartillerie- Regiments No. 44“ – ein Regiment, in dem im 1. Weltkrieg nachweislich mehrere Treviris- Gründer gleich nach dem Abitur als Freiwillige dienten. Die Überlebenschancen in der Artillerie lagen doch um einiges höher, als in der vordersten Linie und so können wir von Glück reden, dass Zangerle junior, die Brüder Ronde etc. 1921 noch lebten.

Nun ja- eine gemütliche Partie entlang des Ufers war also jedenfalls zugleich ein olfaktorisches Feuerwerk – es ist nicht mal gesagt, dass alle Abwässer die Mosel überhaupt erreichten.

Der Stadtbaumeister berichtet 1903 über die Übelstände an Luxemburgerstraße und Leinpfad (Quelle: Stadtarchiv)

Zur Erinnerung: mitnichten lagen an der Luxemburgerstraße nur Wohnhäuser. Auch Gerbereien, Holzfabriken und die Eisenfabrik August Feuerstein, zwischen altem und neuem Bootshaus gelegen (das Haus steht denkmalgeschützt an der Straße), leiteten ihre Abwässer aus der Produktion in die Mosel, ebenso wie der Malzfabrikant Wilhelm Zangerle (senior), der den Vereinsgründern später seine Malzfabrik als erstes Bootshaus zur Verfügung stellte. Nur darf man sich Fabriken der damaligen Zeit eigentlich in keiner Weise wie die heutigen vorstellen. Oftmals wohnten Arbeiter auch in dem Haus, in dem unten eine „Fabrik“ war.

Wilhelm Zangerlé ließ sich 1886 erstmal ein Trottoir vor seinem Haus genehmigen (Quelle: Stadtarchiv)

Auch auf der Straße dürfte es in Regenzeiten nicht besser ausgesehen haben, wie die obige Zeichnung zu einem Antrag Wilhelm Zangerles auf eine „Concession“ zeigt. In direkter Nachbarschaft lag die Gerberei „v. Loewenstein & Sons“. Ebenso wie der Accent auf dem Zangerleschen E wurde hier also zunehmend internationalisiert.

Zurück zu den Aus- und Abflüssen jedoch. Nicht nur für Fußgänger war dies ein Ungemach, noch viel mehr für die Mosel, bzw. darin befindliche Schwimmerinnen und Schimmer. Immerhin gab es unterhalb der Römerbrücke die Schadow’schen Flussbläder, eins für Herren, eins für Damen (immerhin gestand man den Damen grundsätzlich ein Recht auf körperliche Ertüchtigung zu) – nicht ohne Schadow wegen des Damenbades mit Eingaben zuzuschütten, dass zumindest doch bauliche Maßnahmen zu treffen seien, die Damen von den Blicken der Herren auf dem Trottoir abzuschirmen, wenn nicht gar das Bad ganz zu schließen, wegen des davon ausgehenden Reizes. Klassische Täter- Opfer- Umkehr also.

Schimbadbetreiber Schadow war zugleich Hotelbesitzer und wohl auch Treviris- Mitglied. Erst nach einiger Zeit stellte er für beide Bäder auch Umkleidekabinen zur Verfügung, vorher gab es auf der Römerbrücke regelmäßig Gruppen von Schaulustigen. Und auch das Militär unterhielt regelmäßig eine Schwimmanstalt, die spätere Männerschwimmanstalt auf Höhe der Hornkaserne hatte Schadow von der Armee „geerbt“. Nun war die Militärschwimmanstalt nach oberhalb der Römerbrücke gewandert.

Garnison- Kommando ans Bürgermeisteramt 1905 (Quelle: Stadtarchiv)

Militärisch knapp geplant fragte das Standortkommando im März 1905 beim Bürgermeisteramt an, ob denn die Misstände bis zum Mai des Jahres beseitigt seinen, sonst müsse das Schwimmbad verlegt werden, und bat um eine baldgefällige Mitteilung, wo die Militärschwimmanstalt denn sonst liegen könne. Natürlich war die Kanalisierung nicht innerhalb von zwei Monaten erfolgt, zumal es offensichtlich keinen Anschlusszwang gab und viele Anwohner sich noch nach dem ersten Weltkrieg damit herausredeten, ihr Haus sei schließlich von den Franzosen requiriert, sollten die sich doch kümmern.

Das Militär- Schwimmbad lag dann etwa auf der Höhe unseres heutigen Steges. Die Schadowschen Bäder jedoch blieben, wo sie waren.

Stadtachter in den 1930er Jahren, Treviris liegt hinten, über das Ergebnis ist jedoch nichts bekannt.

Und dort, wo sie waren, waren sie eben auch allem ausgesetzt, was in der Luxemburgerstraße oberhalb so in die Mosel gespült wurde. Das ging soweit, dass noch in den 1920er Jahren die Verschmutzung dokumentiert und die Gesundheitsschädlichkeit zertifiziert wurde.

Wasserqualität war 1922 noch kein Selbstzweck (Quelle: Stadtarchiv)

Eine Schließung der Schwimmbäder wurde eher in Betracht gezogen, als die Kanalisierung der Luxemburgerstraße – honi soit qui mal y pense: wie heute lieber die Auswirkungen bekämpfen, denn den Ursprung des Übels. Kreismedizinalrat Dr. Ewald jedoch hielt die Schließung für nicht zielführend, weil die Bevölkerung auch ohne Schwimmbad in der Mosel schwämme. Wann die Kanalisation dann endlich eingeführt wurde, bleibt offen.

Ein weiteres Phänomen zu der Zeit waren unerlaubte oder halblegale Bohrungen auf der Suche nach Wasserläufen oder Quellen, um die öffentlichen Gebühren zu sparen oder die Versorgung zu garantieren. Nur wurde diese Suche gerne mit Wünschelrutengängern erledigt. Diese Art der Bodenuntersuchung erfreute sich zunehmender Beliebtheit und der wachsende Markt wurde zunehmend von „dafür völlig ungeeigneten Personen“ angeboten. Da auch Gemeinden und Städte in zunehmendem Maße auf das Angebot zurückgriffen, um im Anschluss erfolglos – aber auf Kosten des Steuerzahlers – zu bohren, fürchtete die Verwaltung eine Schädigung des Volksvermögens. Zudem hatte sich Geheimrat Prof. Karl Marbe in der „Psychotechnischen Zeitschrift“ Heft 4/1927 (heute noch für schlappe 109,00€ im Handel erhältlich) mit einer „Eignungsprüfung für Rutengänger“ beschäftigt, nicht ohne bereits im Vorwort zu sagen, dass zwischen Rutengang und Fund keinerlei logische Beziehung bestehe.

Eine eigene Quelle war natürlich interessant für Bierbrauer (Quelle: Stadtarchiv)

Das war also der Zustand an und in der Mosel zur Gründungszeit der „Treviris“. Und all dies hat Spuren am Ufer hinterlassen. Und alleine auf der Mosel waren die Ruderer auch nicht. Denn zum einen gab es neben Kanuwanderern viele Nachenbesitzer (auch) in Barbara/ Medard, die gerne am Wochenende kleine Bootspartien veranstalteten. Viele dieser Nachen wurden an den vorhandenen Buhnen vertäut. Unter der Woche nutzten viele Besitzer ihre Nachen, um zur Arbeit im Westen zu kommen.

Das Chaos um die St. Barabra- Fähre ist jedoch ein ganz eigenes Kapitel wert…

1920 war die kostenfreie Nutzung der Fähre St. Barbara in Trier durch den König (!) geschichtlich überholt (Quelle: Stadtarchiv)

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Denkmäler

Es naht die nächste spannende Phase des Neubaus: das Gelände wird nach historisch Wertvollem abgesucht. Wer weiß, was kommt?

Nun steht unsere Baustelle wieder „leer“ da, die Großmaschinen sind abtransportiert, nicht ohne Verzögerung. Denn Aufgrund der Baustelle Kölnerstraße konnte natürlich keine Genehmigung zum Schwertransport erteilt werden, auch nicht in die andere Richtung. Das weitere Szenario ist leider in Trier nicht unvorstellbar: auf allen Umfahrungen der Baustelle wurde ebenfalls kurzfristig gebaut, oder schon langfristig waren Arbeiten der DB oder RWE/ Stadtwerke geplant, die man übersehen hatte, während die Alleenringe wegen Baumschnitts auf eine Spur verengt wurden – immerhin waren aber wie immer großräumig die Ampelanlagen ausgefallen, während die Stadt seit Jahren erfolglos jemanden für die Koordination der Tiefbauten sucht. Sei es drum: die Baustelle Kölnerstraße wurde immerhin zeitgerecht beendet, unsere Baustelle ist leer vom Mobiliar, was bleibt, sind die bereits gesetzten Gründungspfähle- während für die spätere Bootshalle keine Pfahl- sondern Streifenfundamente verwendet werden.

So gab es einem Häuflein Unentwegter (es hätten wie immer mehr sein dürfen) die Chance, beim Arbeitsdienst unter viel Ächzen und auch Jauchzen die neue Toilette anzuschließen und das äußere Abflussrohr mit Unmengen Löß zu überdecken und somit zu isolieren.

Zeigt jeden schwachen Kopplungspunkt an: die volle Schubkarre

Nun ist es also so weit: in der nächsten Woche kann endlich die GDKE anrücken, deren Bürocontainer und Toilette ebenfalls bereits auf dem Waschplatz angekommen sind. Spannend wird, wie und wann „es“ wirklich losgeht und man weiß nach wie vor nicht, welchen Ausgang man sich wünschen soll.

Und: ja natürlich bringt es nix, über ungelegte Eier zu gackern. Aber das Ungewisse macht die Sache ja so erwartungsschwanger. Schaut man sich z.B. in der exzellenten Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier (kulturdb.de) mal ein paar Kartenübersichten an, findet sich über ganz lange Zeiträume – wie schon mehrfach beschrieben- keine Bebauung unseres Fleckens: nicht mal in der Nähe, nicht mal innerhalb der letzten 100 Jahre.

Eine Kartenansicht von A. Bechtold aus dem Jahr 1830 über ein aktuelles Luftbild gelegt (Quelle: Kulturdb.de)

Sowieso war die Stadt ja mal größer und mal kleiner und über das römische Bestattungswesen und Gräberfelder im Umland haben wir auch bereits berichtet.

Topographische Spezialkarte von 1891 (Quelle: Kulturdb.de)

Auf der topographischen Spezialkarte von 1891 sind gut die Rangiergleise des Westbahnhofes zu sehen, der just am oberen Bildrand abgeschnitten wurde. Während auf späteren Karten die Fähre angezeigt wird, fehlt sie hier und man ist geneigt, das „Schp.“ als Schießplatz zu übersetzen, immerhin war zumindest die Hornkaserne im Bau fortgeschritten und im Bereich des heutigen Sportplatzes Euren befand sich ein Pulvermagazin. Die gestrichelte Linie bedeutet offensichtlich die jeweilige Gemarkungsgrenze. Zudem gibt es dort in gerader Linie in Nord- Süd- Richtung auch eine Form von Wall oder Barbette. Ab ca. 1910- 1915 haben wir im Bereich unseres heutigen Steges ein Flussschwimmbad der Armee gesehen. Interessant dürfte sein, dass es offensichtlich einen stärkeren Unterschied im Grundniveau entlang des Ufers gab und während das Oval in der Eurener Flur eine Grube ist, dürfte dann im vorderen Bereich eine baumbestandene Erhöhung gewesen sein, über die sich ein bzw. „der“ Treidelpfad schlängelt. Wenn das Niveau nun auf irgendeine Weise auf heutigen Stand angeglichen worden ist: hätte nicht in früheren Zeiten etwas auffallen müssen?

Gehen wir noch weiter zurück:

Auf der Karte der römischen Stadt, unterlegt mit einem Luftbild ist am „Knick“ der Heerstraße ebenfalls nichts, wo man mit etwas scrollen unser altes Bootshaus erkennen kann- aber immerhin doch auf der anderen Straßenseite (als beige Fläche eingezeichnet). Und das, wo man nun bereits gesehen hat, dass auf der Straßenseite am Fluss offensichtlich – warum auch nicht? – ebenfalls Bebauung stattfand.

Tja…und dann geht man ins Landesmuseum und dann…das!

Da denkt sich der interessierte Hobbyarchäologe auch nur: wtf?

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Neubau

So beginnt es also – Théoden

Während das ruderische Tagesgeschäft so weiterläuft und viele sich auf das Trainingslager vorbreiten, ist weitgehend unbemerkt doch Bewegung in die Baustelle gekommen.

Nach einigen Tagen der Stille reicht nun ein riesenhafter Turm weithin sichtbar in den Himmel.

…fehlt eigentlich nur das „Auge Saurons“…

Nach dem Kampfmittelräumen werden wie angekündigt die Gründungspfähle für das Fundament der Wohnbebauung gesetzt. Der Turm gehört zu einem Bohrer bzw. Rammgerät samt sogenanntem Mäkler, der nachher die Träger in die Erde bringt.

Genau ausgemessen und akkurat gesetzt, bilden diese Pfähle damit nicht nur das Fundament sondern eigentlich auch den Baubeginn des neuen Bootshauses. Ein Grund, mal heimlich mit sich selber anzustoßen. Noch dazu, weil mit dem Bohrer bisher offensichtlich nur Löss ans Tageslicht kam, kein Altmüll oder gar Knochen.

Ein feste Burg…
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Grund

Es ist nichts furchtbarer anzuschauen als grenzenlose Tätigkeit ohne Fundament. – Goethe –

Es gibt eine gute und eine bessere Nachricht. Zuerst die Gute: das Grundstück des Bootshauses ist offensichtlich kampfmittelfrei.

Nun die Bessere: (fast) alles, was jetzt kommt, ist eigentlich schon unter Neubau zu verzeichnen, Neubeginn, Wiedererrichtung, es geht voran, Fortschritt…bloß kein Stillstand!

Da nun jede und jeder mitbekommen hat, dass bei einer Suchbohrung nach Sprengstoff (offensichtlich) menschliche Knochen unter dem Haus gefunden wurden, ist natürlich naheliegend, dass der Denkmalschutz darauf brennt, den Boden gründlich zu untersuchen.

Einrichtung der Baustelle

Warum in Gottes Namen fahren dann jetzt Baumanschinen da rum und kippen da Zeugs hin, wo das doch weg soll?!

Die Baufirma L. Elenz richtet dort eine „Baustraße“ ein, denn das Ganze folgt einem festen Schema. Bevor der Denkmalschutz (oder korrekt: die GDKE, „Generaldirektion Kulturelles Erbe“) anfangen kann, muss der Grubenverbau fertig sein. Das heisst: das mögliche Suchareal (das ja in die Tiefe gehen wird) muss natürlich gegen Einsturz oder Abrutschen gesichert werden. Vielleicht war das bei einer historischen Grube an gleicher Stelle nicht passiert und so kommen die Knochen dahin. Ein antiker Grabungsleiter, verschüttet von einer unfachmännisch gesicherten Grubenwand, während die historischen Bauarbeiter viezschlürfend am Grubenrand stehen: „Majusebetter. …Hmm…samma, gihs dau heut noch ruudan oda holema paa pennuläächa beim Flieten-Quintus?“

Der vordere Bereich wird mit Schotter verfestigt. Man fragt sich allerdings: wie kommen diese riesigen Betonbrocken unter ein Bootshausareal aus den Jahren 1880 bis 1970?

Daher wird die geschotterte Baustraße eingerichtet, damit in den nächsten Tagen hoffentlich ein großer Bohrbagger auf das Gelände und diesmal wirklich große Löcher bohren kann. Mal sehen, was dann schon wieder zum Vorschein kommt. Diese Löcher sind für die Gründungspfähle bestimmt.

Nun kann hier nur ein kurzer Ausflug in die Welt der Gründungen erfolgen. Das spätere Bootshaus wird ja Einiges wiegen. Dieses Gewicht muss natürlich auf „stabilem Grund“ stehen, um sich nicht ewig zu setzen oder abzusenken. Das wäre dann- Goethe wusste es- eine ewige Baustelle, oder eigentlich eine Ruine. Mit Meinungen ist es manchmal genauso: nicht fundiert, aber immer wieder zum Vortrage gebracht, wird eine Sache ja nicht richtig, trotz der Verve des Vorträgers.

Zurück also zur Bauwerkslast: diese muss auf tragfähige Bodenschichten übertragen werden. Die Lastabtragung erfolgt über Pfahlgründungen oder Pfahlwände, die die Gebäudelasten durch ein Zusammenwirken von Spitzendruck und Mantelreibung auf den Untergrund übertragen. Man sieht hieran: es ist immer besser, da Fachleute dran zu lassen. Dabei ist die Pfahlgründung eine der ältesten Gründungsmethoden: die Pfähle der „ersten“ Römerbrücke, einer Holzkonstruktion, stecken noch rund um die heutige Brücke tief im Boden. Auch z.B. Venedig und Amsterdam sind bekanntlich auf Pfählen gegründet, weil früher noch keine Wasserabsenkung möglich war. Historische Alternativen waren Steinblock- oder Steinschüttfundamente, die aber ebenso das Problem hatten, (hohe) vertikale Kräfte (z.B. bei Türmen) nicht in die Umgebung, sondern nur in die Tiefe abgeben zu können- das ist den Erbauern des geraden Turms von Pisa irgendwann schmerzlich klar geworden. Gut, dass er sich nicht in Gänze gesetzt hat, sprich über die Jahrhunderte in die Tiefe abgerauscht und zum schiefen Brunnen von Pisa geworden ist. Kann ja alles schief gehen. Exkurs: wie viele Türme hatten die gebaut, um festzustellen, dass es ohne Gründung nunmal nicht geht?

Aus dem „germanischen Reich“, das es als solches nie gab, sind jedenfalls keine haltbaren Brückenbauten über große Spannen oder auch monumentale Bauwerke bekannt. Barbaren halt. Mit Reichsgründung hatten sie es ja auch lange nicht so. Also sind wahrhaft fundamentale Kenntnisse durchaus auch ein Erfolgsrezept des römischen Reiches.

Also: Gründungspfähle werden gerne mal in weichem oder wässrigem Baugrund genutzt, immerhin ist ja ein Hochwasser bei uns nie ausgeschlossen.

Doch auch in die Tiefe allein wirkt das Gewicht je nach Bauart und -Stoff nicht oder weniger, sondern auch zur Seite. Beim sogenannten Gewölbeschub drücken die oberen Bauteile, insbesondere Kuppeln und Gewölbe, auf die unteren, was zu nach außen gerichteten Horizontalkräften führt bzw. dazu, dass eine Mauer sinnbildlich horizontal durchbricht. Entgegnen kann man dem z.B. mit einem Ringanker, einer Auflast, Widerlagern oder einem entsprechenden Strebewerk, die allesamt Gewölbeschub und auch Windlast ableiten. Letzteres Strebewerk findet man z.B. an gotischen Kathedralen wie in Köln oder Paris, das hat garnix mit einem weiteren Schiff zu tun und mehr Platz und Herrlichkeit: das ist zunächst mal Ableitung der Kräfte aus der Ur- Basilika. Ob nun offen oder versteckt, Ringanker, Widerlager oder Strebebögen – das ändert sich mit Region und Epoche. Sicher auch ein Lernprozess, denn ohne derlei Maßnahmen äußert sich der Gewölbeschub wie hier:

Kirche von Berneuil, hier wurden nachträglich Pfeiler an den Außenwänden angebracht, als man merkte, dass die schiefe Perspektive garnicht am Messwein lag (Quelle: Wikipedia)

Also, jedenfalls sollen in in den nächsten Tagen die Löcher für die ersten Gründungspfähle im Bereich an der Luxemburgerstraße, wo die Wohnbebauung stehen wird, gebohrt werden und die Pfähle gesetzt. Dies wäre dann wirklich ein erster Schritt des Neubaus. Bevor dann erst nochmal ein Halt für die Grabungen eingelegt wird.

Aber nochmal zurück zu dem Ding mit der Kuppel. Ist das eigentlich schon fertiggeplant oder wäre da noch was drin? So ein schöner Kuppelbau mit seitlichen Strebewerken? „Der Doppelvierer liegt hinten im linken Seitenschiff!“ „Ich geh in die Kuppel, gemischte Sauna heute!“ Und als gotische Wasserspeier Abbilder verdienter Mitglieder…nackt, natürlich? Wer will?

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Staub und Knochen

Wie „befürchtet“, fördert unsere Baustelle Erstaunliches zutage.

Nach einer kurzen Phase des Stillstands ist nun wieder Bewegung auf dem Bauplatz eingetreten. Derzeit wird professionell nach Kampfmittelresten gesucht. Die Sprengarbeiter sind mäßig begeistert, denn der Boden ist historisch zugemüllt mit Metallschrott, Rohren etc.- so schlagen die Sensoren regelmäßig Fehlalarm. Und doch muss jedem Piep nachgegangen werden, denn immerhin könnte es sich ja auch um ein noch explosives „Erbe“ handeln.

In kleinen Abschnitten wird der Boden untersucht. Bei Verdachtsfällen muss tiefer gegraben werden.

Sofern dies so ist, handelt es sich im besten Falle um weggeworfene Reste von Handwaffenmunition. Schwieriger wird es bei Fliegerbomben. Und da unser Verein in der Nähe zum Bahnausbesserungswerk liegt, das regelmäßiges Ziel von Bombenangriffen war, sind Kollateralschäden nicht auszuschließen. „Precision Bombing“ der heutigen Zeit war damals unbekannt.

Ausschnitt eines Luftbildes der U.S. Airforce vom März 1945, das wir zu Vereinszwecken veröffentlichen dürfen.

Auf dem Luftbildausschnitt erkennt man unten in der Mitte das alte Bootshaus, die ehemalige Malzfabrik Zangerle. Gut zu sehen sind die Sparren des abgedeckten Daches- zudem zwei große Bombenkrater in unmittelbarer Nähe des Hauses. Dies ließ die Stadt 1946 feststellen, das Haus sei zu über 85% zerstört- es wurde abgerissen. Gegenüber auf dem Hügel das heutige Gewerbegebäude mit den auffälligen Sandsteinmauern. Flussaufwärts dann die alte Fabrik Feuerstein mit dem markanten Dach, das gerade erst abgerissen wurde. Darüber das freie Feld, auf dem heute das „weisse Haus“ steht und dann einzeln der alte Kanuschuppen, heute Bootshaus. Die Mosel verlief damals anders, wie man hier erkennen kann, aber auch dort gab es Bombentrichter, einer etwa auf Höhe der Krafthalle.

Das Problem: es gab verschiedene Angriffe und so stellt dieses Bild nur eine Momentaufnahme dar. Zugleich zeigt es nur die Stellen, an denen Bomben explodiert sind- nicht die, die vielleicht ins Umland geschleudert wurden und seitdem in der Erde liegen. Über siebzig Jahre nach Kriegsende ist das Verfallsdatum der Sprengstoffe lange überschritten. Der wird dann allerdings nicht sauer, aber doch schlecht im Sinne von unberechenbar. Weiteres Problem: nicht ausgelöste Aufschlagszünder oder – noch schlimmer – sogenannte Langzeitzünder, die (meist) mit Aceton einen verzögerten Zündmechanismus auslösen sollen. Schon damals war natürlich nicht unumstritten, dass etwaige Lösch- und Rettungseinsätze nach Bombenangriffen von zeitverzögert zündenden Bomben (eine bis zu 144 Std später) gefährdet wurden- wobei alle Kriegsparteien sie nutzten. Kam die Bombe bei falschem Einschlagswinkel oder weichem Boden verkehrt herum zum liegen, mit dem Zünder nach oben, tropfte das Aceton nicht auf den Sperrmechanismus aus Zelluloid oder Kunststoff und die Bombe wurde nicht gezündet- liegt also bis heute dort. Noch perfider: die meisten Bomben mit Langzeitzünder haben eine Ausbausperre. Hier kann der Zünder dann nicht entfernt, die Bombe muss aufgeschnitten werden. Bis zum heutigen Mittag war alles „ruhig“, auch wenn die Sprengwerker natürlich gerne ihren alten Spaß bringen: „Wer suchet – der findet. Wer drauftritt- verschwindet.“

Nicht verschwunden und uns hoffentlich nicht gram über die öffentliche Zurschaustellung ist diese oder dieser Verstorbene.

Dort, wo die Gründungspfeiler unseres neuen Hauses stehen sollen, wird vorsichtig in die Tiefe gebohrt. Und dabei kam gestern auf etwa 1,5 Metern Tiefe Erstaunliches ans Licht: offensichtlich menschliche Knochen. Der Denkmalschutz war sofort vor Ort und hat diese gesichert- einem Gerücht zufolge handelt es sich um einen „Römer“.

Zwar ist natürlich denkar, dass hier eine unentdeckt im Krieg umgekommene Person liegt. Allerdings müsste sie ja in die Tiefe von 1,5 Metern gekommen sein.

Der Leiter der Landesachäologie Trier, Dr. Joachim Hupe, der auch unsere Baustelle begutachten wird, hat es in seiner Ausarbeitung „Das neue Grabungsschutzgebiet ‚Archäologisches Trier'“ selber erläutert. Er rechtfertigte die Einrichtung verschiedener Grabungsschutzgebiete (in denen vor jedem Bauvorhaben eine Art „Grabungsvorbehalt“ besteht), denn „wesentliche Bedeutung für das Verständnis der römischen Baugeschichte Triers besitzt darüber hinaus die Erforschung der nachantiken Siedlungsentwicklung und des bedeutenden baulichen Erbes aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit“. Bekanntlich lassen sich die Bodenschichten einzeln wie ein Archiv „lesen“, die in den Jahrhunderten aufeinander kamen. Wichtig ist für die Einordnung auch die Auffindsituation von archäologisch Bedeutsamem, die vor Ort akkurat dokumentiert werden muss. Und nun also Gebeine. Aber bei „uns“?

An den Ausfallstraßen der römischen Stadtbebauung – Paulin- und Saar- bzw. Matthiasstraße – gibt es bekanntermaßen Gräberfelder aus dem 1. Jahrhundert. Warum gerade dort?

Das „Zwölftafelgesetz“ aus dem 5. Jh. v. Chr. regelte unter Anderem die Totenruhe: Hominem mortuum in urbe ne sepelito neve urito. Einen Toten darf man innerhalb der Stadt weder begraben noch in ein Brandgrab bringen. Dabei gab es das funus tacitum (für Arme, oftmals im Massengrab), das funus acerbum (ebenfalls abgeschieden, für Kinder) und das funus publicum (in großer Öffentlichkeit für die (wohlhabenden) Erwachsenen). Das Gesetz beseitigte zudem auch die Salbung, Totenklage und ein besonderes Gelage nach dem funus. Schade. Zudem durfte ein Scheiterhaufen ohne dessen Einwilligung nicht mehr als 60 Fuß an das Haus eines Fremden herangerückt werden. Die Kremation in einem bereits ausgehobenen, mit Holz gefüllten Grab (bustum) oder auf einem aufwändigeren Scheiterhaufen war die Regel. (Doch wurden in Trier bereits Körperbestattungen aus der Zeit gefunden, teils sogar mit dem Gesicht nach unten- ein Ritus, der sich uns heute nicht mehr erschließt.)

Zunächst hielt sich noch der Glaube an die elysischen Felder, in die man lieber körperlich unversehrt einging; spätestens im Zuge der Christianisierung änderten sich die Bestattungsriten dann aufgrund des Auferstehungsglaubens zu Körperbestattungen. Zunächst wurde in einfachen Sarkophagen aus Holz, später auch Sandstein beerdigt, teils entstanden später wahre Nekropolen, Gräberstraßen entlang der Ausfallstraßen, die – innen schmucklos- dem äußeren Betrachter viel Aufschluss über Leben und sozialen Status der Innliegenden geben sollten. Antike Angeberei.

Römische Gräberstraße, berühmt z.B. die Via Appia (Quelle: J. Hupe)

Gab es eine solche Totenstadt nicht, gab es doch immerhin einfache Gräberfelder. Die Totenmonumente wurden vielfach später- wie fast alles Oberirdische – als Baustoff abgebrochen und weiterverwertet.

Warum aber im Westen? Eine Brückenkopfbesiedlung ist bekannt, jedoch die Ausbreitung des „vicus“ noch unerforscht. Bis hinauf in den Markusberg, im Bereich der „Römerstraße“, finden sich einzelne Bauwerke wie z.B. der alte Venus- Mars- Tempel im Irminenwingert. In Pallien wurden vielfach Gräber gefunden, auch Hochwasser und angeschwemmter Moselsand dürften ihr Übriges dazu getan haben, derlei bis heute unangetastet zu lassen. Hier handelte es sich jedoch vielfach nicht um Gräberfelder, sondern Einzelgräber oder kleinere Gruppen. Dies alles ist jedoch in der seitlichen Ausdehung viel näher an der Brücke als unser Verein.

Ultra pontem – also über die Brücke hinweg ist die mittelalterlich dokumentierte Besiedlung, inklusive zweier Kirchen, die bereits 1433 wieder zerstört wurden. Dabei lag Sankt Isodorus etwas weiter stromaufwärts als gegenüber der heutigen Südallee. Im Dierke- Atlas wird die in Pallien gelegene Kirche St. Isidor genannt, die weiter südliche in der Luxemburger Straße St. Viktor.

Weinbau „ultra pontem“ (Quelle: Kulturdb.de)

Es ist hier also nicht klar, wie weit römische, fränkische oder mittelalterliche Bebauung flussaufwärts reichte und wo dort Gräber oder gar Gräberfelder gelegen haben könnten. Sie waren wie beschrieben nicht innerhalb der „Stadt“- jedoch mehrere hundert Meter von aller bekannten Besiedlung entfernt?

Umgekehrt stellt sich nun die Frage: Warum macht die „Eurener Chaussee“, heute Luxemburgerstraße- immerhin auf einer alten Römerstraße verlaufend – gerade hier einen Knick? Mit dem Flusslauf hat es jedenfalls nichts zu tun. Könnte es sein, dass sie an einer Bebauung vorbei lief und dann am Ende der Gebäude abknickt? Auf der Ansicht unten ist in dem Bereich nichts zu sehen, allerdings sind auch das Balduinshäuschen am Irrbach und der Venus- Mars- Tempel am Irminenwingert nicht mehr verzeichnet, wohl weil sie nicht mehr relevant waren. Es dient auch eher der Illustration, denn der wissenschaftlichen Analyse.

Vielleicht könnten Funde unter dem Bootshaus hier eine Lücke schließen, was die Kenntnisse über die westliche Bebauung der Stadt angeht. Offensichtlich gehen die Denkmalschützer davon aus, noch weitere Knochenfunde zu bekommen. Wir wollen natürlich umgekehrt auch irgendwann weiterbauen. Es bleibt spannend.

Quelle: J. Boedecker, Kliomedia Verlag, Trier Neustraße/ Farschweiler – Ansichten können dort als Druck erstanden werden
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Schatzsuche und Denkmalschutz

Tja, muss nun jeder Eintrag hochtrabend mit einem großen Wort beginnen?

Lassen wir das für den Moment. 

Nun war das Bootshaus also gefallen, die Vielfalt an Schutt und Materialien sortiert und abtransportiert. Der Bagger begann, sich in den Boden zu graben, was wir aus mehreren Gründen mit Spannung erwarteten. Zum Einen, weil sich auf vielen alten Karten an der Stelle einfach nichts befand und weil selbst auf Luftaufnahmen aus dem Jahr 1945 außer dem ehemaligen Kanuschuppen (dem rechten, straßenseitigen Teil des alten Bootshauses) nichts auszumachen war.

Bei anderen Bauarbeiten an der Luxemburger Straße war jedoch erst vor Kurzem ein römisches Gewerbezentrum entdeckt worden. 

Zum anderen würde der Fund eines solchen Bodendenkmals den Neubau möglicherweise verzögern.

Während also jeder Zentimeter Boden, der in Trier umgedreht wird, Spannendes zutage fördern kann, ist die Situation für die Verantwortlichen natürlich verzwickt.

Ein paar unfachmännische Gedanken dazu. Da ja Trier in der Vorzeit nur die Römerbrücke hatte, leuchtet wohl ein, dass ein Gewerbezentrum nahe am Flussübergang lag – nicht eine ganze „leuga“ von dieser Brücke weg. Selbst die „dreckigen“ Handwerke wurden damals bekanntlich inmitten der Wohnbebauung ausgeführt. Auch die Lage stromaufwärts dürfte bezüglich etwaiger Wasserverschmutzung kaum ins Gewicht gefallen sein.

Bis zur Eingemeindung in den 1920er Jahren gehörte auch dieser Teil der Luxemburger Straße zur Gemarkung Euren.

Könnte es eine andere keltische, römische, mittelalterliche Bebauung dort gegeben haben als einen Bauernhof/ein Landgut? Weit genug von der Stadt schien es zu sein, aber nah genug, um Handel zu treiben. Von derlei Gebäuden hat man natürlich bereits Hunderte entdeckt. Gäbe es hier etwas Neues?

Es gab mal einen Fährbetrieb dort. Mancher Fährbetrieb ergibt sich erst aus dem Zweck, z.b. Menschen zu Arbeitsstätten, beispielsweise dem Ausbesserungswerk der Reichsbahn, zu bringen. Manche Fährstrecken sind jedoch auch Jahrhunderte alt und werden nur regelmäßig erneuert?

Und wenn es gar nicht die Römer waren, sondern vor ihnen die Treverer etwas hinterlassen haben? Nichts könnte ja wohl dem Ruderverein Treviris besser zu Gesicht stehen, zumal der Name so oft mit “ Treveris“ falsch geschrieben wird.

Oder noch „schlimmer“: ein Ruderverein aus der Jungsteinzeit?!

Eine sensationelle zweite Brücke aus der Völkerwanderung? Ein Beschälerzelt normannischer Edelleute?

Ein fränkischer Kaiser genau hier beim Stuhlgang ertrunken und begraben? Immerhin wurden entlang der Luxemburger Straße ja auch Sarkophage entdeckt? 

Verschiedene Stadtmodelle zeigen genau an der Stelle des Knicks der ehemaligen „Eurener Chaussee“ (der Name bis 1883) Bebauung. Und was stand bis letzte Woche in dieser Kurve?

So förderte der Bagger zunächst noch Fundamente aus Sand- und Brantstein zutage.

Nach dem Wochenende dann die Meldung: der Baggerführer hatte etwas „aufgeschlossen“. Zum einen ein Becken von ca. 1,5m Tiefe, zum anderen, noch spannender: einen mannshohen, gemauerten Tunnel. 

Diesen jedoch hatte er bei Eintreffen der Denkmalschützer bereits (seinem Auftrag entsprechend) soweit geöffnet, dass er als Tunnel nicht mehr zu erkennen war. Schade. Bilder von diesem Tunnel gibt es nicht.

Beides jedoch ist nicht römisch. Da stellt sich bei der offenbar industriellen Bauweise erneut die Frage: über was wurde da drübergebaut? Wurde schon zu der Zeit auf Bodendenkmäler vielfach keine Rücksicht genommen? 

Hier liegt die Vermutung nahe, dass es sich um irgendetwas Militärisches aus der Preussenzeit handelt, denn wo heute unser Steg liegt, lag damals ein Flussschwimmbad der Armee und due Jägerkaserne hatte eine große Ausdehnung. Vielleicht hatte es auch mit den Kohlelagern zu tun, die sich hier vielfach befanden. Vielleicht war es eine Luftschutzanlage. Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr Möglichkeiten gibt es. 

Vielleicht werden wir es doch noch erfahren.  Denn die Zeit des Forschens ist mitnichten vorbei. Nun beginnt die Zeit der Denkmalschützer erst und es werden Erdschichten bis in 2 Meter Tiefe abgetragen werden müssen, die sorgfältig untersucht werden.

Es bleibt also spannend, ob und was da gefunden wird.

Behalten dürfen wir es leider in dem Fall nicht. Das Schatzregal lässt alles dem Staat zufallen, bei dem sich der Eigentümer nicht mehr finden lässt. WENN er sich nicht mehr finden lässt, ich für meinen Teil habe ja verschiedentlich noch mit alten Goldmünzen meiner Vorfahren die Dusche bezahlt…

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