Ansichtskarte aus Lala- Land

Ich habe mich immer darüber gewundert, dass alle am Leben geblieben sind. (Fjodor M. Dostojewski)

Das Zitat stammt nicht aus Fjodors Werken „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ und auch nicht aus „Aufzeichnungen aus einem toten Hause“, die sich angeboten hätten. Aber „Dämonen“ passt irgendwie auch gleich mehrfach.

Wer sich dieser Tage einem kreischenden Geräusch folgend in die (vielen Menschen unbekannten) Eingeweide des Bootshauses traut, denkt ängstlich an ein schlackespuckendes Mahlwerk, in dem riesenhafte, mit Muskeln bepackte „Zweiaugen“ neue Zahnräder für die große Weltuhr schmieden. Aber nein: es ist „Lala- Land“. Dort sind die Herren Latz und Lamberti fleißig dabei, Kupferrohre zu zerschneiden und transportgerecht zu lagern sowie Stahlschrott etc. herauszulösen. Wie die Elfen schweben sie dabei im gleißenden Sonnenlicht umher- ihre Füßlein wirbeln kaum den Staub auf, der sich über Jahrtausende in dieser Ödnis gesammelt hat- bester Laune, etwas kaputtmachen zu dürfen. So schneiden sie hier, trennen dort, biegen um, werfen weg, trinken Stubbi- alles mit einer Behändigkeit, die Ihresgleichen sucht und auf eine jahrzehntelange Zerstörerhistorie schließen lässt.

Es kommt der Tag, da will die Säge sägen.

Dabei fällt zum einen Stahlschrott an, zum anderen eben auch Kupferrohr, das bekanntlich dringend benötigt und zugunsten des Vereins gewinnbringend veräußert wird.

Zudem eröffnen sich selbst dem architektonisch nur laienhaft Veranlagten immer wieder Geheimnisse der Baugeschichte des Bootshauses, die offensichtlich auch von Ideen verschiedener Epochen und Generationen geprägt war. Währen die erste Bootshalle am Durchgang zu den heutigen Umkleiden endete, kam endlich nach dem Anbau der zweiten Halle an deren Kopfende eine Damenumkleide hinzu- vorher hatte, oft kolportiert, nie bewiesen- der Werkraum als gemeinsame (gleichzeitige?) Umkleide und Dusche fungiert. Damit nicht genug, ist die Bimssteinmauer am Kopfende des Heizungsraums ein zugemauertes Garagentor. Eine Garage also- mit einem Durchgang nach wohin? Richtig- in die Damenumkleide. Dort lagerte zuletzt Sperrmüll aus 7 Jahrzehnten mehr oder weniger erfolglosem Kneipenbetrieb.

In der nächsten Woche dann soll abschnittsweise der Abbruch beginnen. Die Besprechungen mit dem sehr agilen Unternehmer sollen ein Highlight sein, jedoch jeder und jedem, die bzw. der irgendwie auf Regeltreue und Nachweispflicht pocht, feuchte Handflächen verschaffen, insbesondere den beiden betrauten Ingenieurinnen. Denn einfach Abbrechen ist nicht: es müssen schädliche Putze etc. natürlich gesondert herausgelöst und irgendwo verklapp… äh entsorgt werden. Erst wenn der Nachweis darüber erfolgt ist, kann es weitergehen.

Bis dahin ist den Lalas Dank zu sagen, für ihren uneitlen, selbstlosen Einsatz. Hoffen wir, dass alle Finger der Innenhand dranbleiben, das Boot muss ja stehen. Ziehen tun eh die Anderen.

„Es kommt im ganzen Leben nur darauf an, sich selbst an zweite Stelle zu setzen“. (Iwan Turgenjew)

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Abrissparty durchschlagender Erfolg

Am Samstag den 11.06. fand sie nun statt- die Abrissparty, die noch einmal viele zusammenbrachte, die dem Bootshaus Adieu sagen wollten- und jenen, die an der Zukunft in irgendeiner Form beteiligt sind.

Es war mal wieder spät, als die letzten gejagten Seelen sich vom Boothaus aufmachten. Nicht so spät bzw. früh vielleicht wie ehedem, bevor uns das Haar versilberte- aber doch so, dass man von einer zünftigen Feier sprechen konnte. Zudem zogen manche noch weiter auf’s Altstadtfest. Allein: die Frage ist, ob sie dort noch etwas gehört haben, nachdem die Mörtal Mice ihnen so richtig das Trommelfell massiert hatten mit ihrem selbsteingestellten Sound und der grandiosen Akkustik einer röhrenartigen, stahlbewehrten Bootshalle.

Etwa 20 Stücke der etwas rockigeren Gangart hatte die Truppe drauf, samt heiserem Sänger, gerissener Saiten und fehlender zweiter Gitarre. Kein Feuerwerk für den Recall von DSDS, aber mit entsprechender Verve zum Vortrag gebracht. Marte bedankte sich tatsächlich beim Abschied für „das Ständchen“ und ließ irritierte Gesichter zurück. Zum punkigen Abschluss kam Mona endlich die rettende Idee: ein Vorschlaghammer. Immerhin war ja Abriss angesagt.

Unser gutes Bootshaus erwies sich- wie sollte es anders sein- als zäh. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn zum sind wir stolz darüber, dass es so ist, wie es ist- zum anderen wollen wir es ja abreißen, wobei Zähigkeit ein so ganz und gar unbrauchbares Attribut ist. Aber so kann man es in Erinnerung behalten: über Jahrzehnte gewachsen und abgehärtet durch Generationen wilder Treverer. Wenn wir wüssten, was diese Wände alles gesehen haben…

Hoffen wir, dass es sich nicht noch wehrt beim Abriss, so dass wir bei soviel Kampfgeist gerührt unsere Pläne einstellen müssten.

Es war also gleich in mehracher Hinsicht „Hard Rock“- auch Ruderfreunde aus anderen Vereinen nehmen diese Geschichten als „echte Treviris- Geschichten“ wahr.

Nun klafft also ein Loch in der vorderen Böckewand. Auch das eine typische Treverer- Idee: ein sternförmiges Loch. Ohne Rücksicht auf das dahinter stehende Motorboot und den Wäscheständer oder den Arbeitsschutz hineingeschlagen von starken Frauen und schönen Männern.

So steht das Haus nun da. Leer.

Schon traurig, irgendwie.

Bilder: Christian Sirsch/ Philipp Münchmeyer

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Gespenstische Leere in der Bootshalle

Nachdem viele fleißige Helfer unermüdlich am Werk waren, um das Haus zu räumen, stellen sich die beiden Bootshallen inszwischen gespenstisch dar.

Bevor am Samstag die Abriss-Party steigt und wir uns vom alten Haus gebührend verabschieden, ist jedoch noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen: Für den Campingplatz und unsere Baustelle muss an der Straße ein Provisorium für Strom und Wasser mit den entsprechenden Zählern eingerichtet werden. Da leider kein passendes Bau-Unternehmen für diese Aufgabe gefunden werden konnte, wird Seb baggern, was das Zeug hält. Jede Hand ist auch hier eine Hilfe!

Fotos: Christian Sirsch (RVT)

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And all the pictures on the wall…

…serve only to remind you of it all (Paul Weller)

Aktuell wird unser liebes altes Bootshaus immer wieder heimgesucht. Heimgesucht von Scharen tüchtiger Menschen, die ausbauen, zusammentragen, verladen, wegfahren- mithin: leerräumen. Erstaunlich, was sich so alles ansammelt, wenn mehrere Generationen mehr oder weniger ihr Leben so gerne in diesem Haus verbracht haben. Noch sieht es gar nicht so leer aus, wenn man durch die Hallen geht, aber es wird von Mal zu Mal mehr.

Die Studenten haben fleißig mitgeholfen, Zelte aufzubauen; die Montagsgruppe hat jüngst das Innenleben der Zelte augestattet. Weitere Einsätze folgen und die Stimmung ist gut. Bis am 11. Juni zur Abrissparty dann die ersten legalen Hammerschläge möglich sein werden.

Gehört noch nicht zum alten Eisen…
Empty rooms…
Es gibt tatsächlich noch ästhetischen Anblick im alten Bootshaus…

In a funny kind of way,

this empty room was full one day.

Full of love that we once shared,

now it all looks so bare…

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