Grund

Es ist nichts furchtbarer anzuschauen als grenzenlose Tätigkeit ohne Fundament. – Goethe –

Es gibt eine gute und eine bessere Nachricht. Zuerst die Gute: das Grundstück des Bootshauses ist offensichtlich kampfmittelfrei.

Nun die Bessere: (fast) alles, was jetzt kommt, ist eigentlich schon unter Neubau zu verzeichnen, Neubeginn, Wiedererrichtung, es geht voran, Fortschritt…bloß kein Stillstand!

Da nun jede und jeder mitbekommen hat, dass bei einer Suchbohrung nach Sprengstoff (offensichtlich) menschliche Knochen unter dem Haus gefunden wurden, ist natürlich naheliegend, dass der Denkmalschutz darauf brennt, den Boden gründlich zu untersuchen.

Einrichtung der Baustelle

Warum in Gottes Namen fahren dann jetzt Baumanschinen da rum und kippen da Zeugs hin, wo das doch weg soll?!

Die Baufirma L. Elenz richtet dort eine „Baustraße“ ein, denn das Ganze folgt einem festen Schema. Bevor der Denkmalschutz (oder korrekt: die GDKE, „Generaldirektion Kulturelles Erbe“) anfangen kann, muss der Grubenverbau fertig sein. Das heisst: das mögliche Suchareal (das ja in die Tiefe gehen wird) muss natürlich gegen Einsturz oder Abrutschen gesichert werden. Vielleicht war das bei einer historischen Grube an gleicher Stelle nicht passiert und so kommen die Knochen dahin. Ein antiker Grabungsleiter, verschüttet von einer unfachmännisch gesicherten Grubenwand, während die historischen Bauarbeiter viezschlürfend am Grubenrand stehen: „Majusebetter. …Hmm…samma, gihs dau heut noch ruudan oda holema paa pennuläächa beim Flieten-Quintus?“

Der vordere Bereich wird mit Schotter verfestigt. Man fragt sich allerdings: wie kommen diese riesigen Betonbrocken unter ein Bootshausareal aus den Jahren 1880 bis 1970?

Daher wird die geschotterte Baustraße eingerichtet, damit in den nächsten Tagen hoffentlich ein großer Bohrbagger auf das Gelände und diesmal wirklich große Löcher bohren kann. Mal sehen, was dann schon wieder zum Vorschein kommt. Diese Löcher sind für die Gründungspfähle bestimmt.

Nun kann hier nur ein kurzer Ausflug in die Welt der Gründungen erfolgen. Das spätere Bootshaus wird ja Einiges wiegen. Dieses Gewicht muss natürlich auf „stabilem Grund“ stehen, um sich nicht ewig zu setzen oder abzusenken. Das wäre dann- Goethe wusste es- eine ewige Baustelle, oder eigentlich eine Ruine. Mit Meinungen ist es manchmal genauso: nicht fundiert, aber immer wieder zum Vortrage gebracht, wird eine Sache ja nicht richtig, trotz der Verve des Vorträgers.

Zurück also zur Bauwerkslast: diese muss auf tragfähige Bodenschichten übertragen werden. Die Lastabtragung erfolgt über Pfahlgründungen oder Pfahlwände, die die Gebäudelasten durch ein Zusammenwirken von Spitzendruck und Mantelreibung auf den Untergrund übertragen. Man sieht hieran: es ist immer besser, da Fachleute dran zu lassen. Dabei ist die Pfahlgründung eine der ältesten Gründungsmethoden: die Pfähle der „ersten“ Römerbrücke, einer Holzkonstruktion, stecken noch rund um die heutige Brücke tief im Boden. Auch z.B. Venedig und Amsterdam sind bekanntlich auf Pfählen gegründet, weil früher noch keine Wasserabsenkung möglich war. Historische Alternativen waren Steinblock- oder Steinschüttfundamente, die aber ebenso das Problem hatten, (hohe) vertikale Kräfte (z.B. bei Türmen) nicht in die Umgebung, sondern nur in die Tiefe abgeben zu können- das ist den Erbauern des geraden Turms von Pisa irgendwann schmerzlich klar geworden. Gut, dass er sich nicht in Gänze gesetzt hat, sprich über die Jahrhunderte in die Tiefe abgerauscht und zum schiefen Brunnen von Pisa geworden ist. Kann ja alles schief gehen. Exkurs: wie viele Türme hatten die gebaut, um festzustellen, dass es ohne Gründung nunmal nicht geht?

Aus dem „germanischen Reich“, das es als solches nie gab, sind jedenfalls keine haltbaren Brückenbauten über große Spannen oder auch monumentale Bauwerke bekannt. Barbaren halt. Mit Reichsgründung hatten sie es ja auch lange nicht so. Also sind wahrhaft fundamentale Kenntnisse durchaus auch ein Erfolgsrezept des römischen Reiches.

Also: Gründungspfähle werden gerne mal in weichem oder wässrigem Baugrund genutzt, immerhin ist ja ein Hochwasser bei uns nie ausgeschlossen.

Doch auch in die Tiefe allein wirkt das Gewicht je nach Bauart und -Stoff nicht oder weniger, sondern auch zur Seite. Beim sogenannten Gewölbeschub drücken die oberen Bauteile, insbesondere Kuppeln und Gewölbe, auf die unteren, was zu nach außen gerichteten Horizontalkräften führt bzw. dazu, dass eine Mauer sinnbildlich horizontal durchbricht. Entgegnen kann man dem z.B. mit einem Ringanker, einer Auflast, Widerlagern oder einem entsprechenden Strebewerk, die allesamt Gewölbeschub und auch Windlast ableiten. Letzteres Strebewerk findet man z.B. an gotischen Kathedralen wie in Köln oder Paris, das hat garnix mit einem weiteren Schiff zu tun und mehr Platz und Herrlichkeit: das ist zunächst mal Ableitung der Kräfte aus der Ur- Basilika. Ob nun offen oder versteckt, Ringanker, Widerlager oder Strebebögen – das ändert sich mit Region und Epoche. Sicher auch ein Lernprozess, denn ohne derlei Maßnahmen äußert sich der Gewölbeschub wie hier:

Kirche von Berneuil, hier wurden nachträglich Pfeiler an den Außenwänden angebracht, als man merkte, dass die schiefe Perspektive garnicht am Messwein lag (Quelle: Wikipedia)

Also, jedenfalls sollen in in den nächsten Tagen die Löcher für die ersten Gründungspfähle im Bereich an der Luxemburgerstraße, wo die Wohnbebauung stehen wird, gebohrt werden und die Pfähle gesetzt. Dies wäre dann wirklich ein erster Schritt des Neubaus. Bevor dann erst nochmal ein Halt für die Grabungen eingelegt wird.

Aber nochmal zurück zu dem Ding mit der Kuppel. Ist das eigentlich schon fertiggeplant oder wäre da noch was drin? So ein schöner Kuppelbau mit seitlichen Strebewerken? „Der Doppelvierer liegt hinten im linken Seitenschiff!“ „Ich geh in die Kuppel, gemischte Sauna heute!“ Und als gotische Wasserspeier Abbilder verdienter Mitglieder…nackt, natürlich? Wer will?

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Staub und Knochen

Wie „befürchtet“, fördert unsere Baustelle Erstaunliches zutage.

Nach einer kurzen Phase des Stillstands ist nun wieder Bewegung auf dem Bauplatz eingetreten. Derzeit wird professionell nach Kampfmittelresten gesucht. Die Sprengarbeiter sind mäßig begeistert, denn der Boden ist historisch zugemüllt mit Metallschrott, Rohren etc.- so schlagen die Sensoren regelmäßig Fehlalarm. Und doch muss jedem Piep nachgegangen werden, denn immerhin könnte es sich ja auch um ein noch explosives „Erbe“ handeln.

In kleinen Abschnitten wird der Boden untersucht. Bei Verdachtsfällen muss tiefer gegraben werden.

Sofern dies so ist, handelt es sich im besten Falle um weggeworfene Reste von Handwaffenmunition. Schwieriger wird es bei Fliegerbomben. Und da unser Verein in der Nähe zum Bahnausbesserungswerk liegt, das regelmäßiges Ziel von Bombenangriffen war, sind Kollateralschäden nicht auszuschließen. „Precision Bombing“ der heutigen Zeit war damals unbekannt.

Ausschnitt eines Luftbildes der U.S. Airforce vom März 1945, das wir zu Vereinszwecken veröffentlichen dürfen. (Quelle: Luftbilddatenbank Dr. Karls)

Auf dem Luftbildausschnitt erkennt man unten in der Mitte das alte Bootshaus, die ehemalige Malzfabrik Zangerle. Gut zu sehen sind die Sparren des abgedeckten Daches- zudem zwei große Bombenkrater in unmittelbarer Nähe des Hauses. Dies ließ die Stadt 1946 feststellen, das Haus sei zu über 85% zerstört- es wurde womöglich abgerissen. Gegenüber auf dem Hügel das heutige Gewerbegebäude mit den auffälligen Sandsteinmauern. Flussaufwärts dann die alte Fabrik Feuerstein mit dem markanten Dach, das gerade erst abgerissen wurde. Darüber das freie Feld, auf dem heute das „weisse Haus“ steht und dann einzeln der alte Kanuschuppen, heute Bootshaus, in dem vor den 1930ern einmal eine Rolladenfabrik ansässig gewesen war. Die Mosel verlief damals anders, wie man hier erkennen kann, aber auch dort gab es Bombentrichter, einer etwa auf Höhe der Krafthalle.

Das Problem: es gab verschiedene Angriffe und so stellt dieses Bild nur eine Momentaufnahme dar. Zugleich zeigt es nur die Stellen, an denen Bomben explodiert sind- nicht die, die vielleicht ins Umland geschleudert wurden und seitdem in der Erde liegen. Über siebzig Jahre nach Kriegsende ist das Verfallsdatum der Sprengstoffe lange überschritten. Der wird dann allerdings nicht sauer, aber doch schlecht im Sinne von unberechenbar. Weiteres Problem: nicht ausgelöste Aufschlagszünder oder – noch schlimmer – sogenannte Langzeitzünder, die (meist) mit Aceton einen verzögerten Zündmechanismus auslösen sollen. Schon damals war natürlich nicht unumstritten, dass etwaige Lösch- und Rettungseinsätze nach Bombenangriffen von zeitverzögert zündenden Bomben (eine bis zu 144 Std später) gefährdet wurden- wobei alle Kriegsparteien sie nutzten. Kam die Bombe bei falschem Einschlagswinkel oder weichem Boden verkehrt herum zum liegen, mit dem Zünder nach oben, tropfte das Aceton nicht auf den Sperrmechanismus aus Zelluloid oder Kunststoff und die Bombe wurde nicht gezündet- liegt also bis heute dort. Noch perfider: die meisten Bomben mit Langzeitzünder haben eine Ausbausperre. Hier kann der Zünder dann nicht entfernt, die Bombe muss aufgeschnitten werden. Bis zum heutigen Mittag war alles „ruhig“, auch wenn die Sprengwerker natürlich gerne ihren alten Spaß bringen: „Wer suchet – der findet. Wer drauftritt- verschwindet.“

Nicht verschwunden und uns hoffentlich nicht gram über die öffentliche Zurschaustellung ist diese oder dieser Verstorbene.

Dort, wo die Gründungspfeiler unseres neuen Hauses stehen sollen, wird vorsichtig in die Tiefe gebohrt. Und dabei kam gestern auf etwa 1,5 Metern Tiefe Erstaunliches ans Licht: offensichtlich menschliche Knochen. Der Denkmalschutz war sofort vor Ort und hat diese gesichert- einem Gerücht zufolge handelt es sich um einen „Römer“.

Zwar ist natürlich denkar, dass hier eine unentdeckt im Krieg umgekommene Person liegt. Allerdings müsste sie ja in die Tiefe von 1,5 Metern gekommen sein.

Der Leiter der Landesachäologie Trier, Dr. Joachim Hupe, der auch unsere Baustelle begutachten wird, hat es in seiner Ausarbeitung „Das neue Grabungsschutzgebiet ‚Archäologisches Trier'“ selber erläutert. Er rechtfertigte die Einrichtung verschiedener Grabungsschutzgebiete (in denen vor jedem Bauvorhaben eine Art „Grabungsvorbehalt“ besteht), denn „wesentliche Bedeutung für das Verständnis der römischen Baugeschichte Triers besitzt darüber hinaus die Erforschung der nachantiken Siedlungsentwicklung und des bedeutenden baulichen Erbes aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit“. Bekanntlich lassen sich die Bodenschichten einzeln wie ein Archiv „lesen“, die in den Jahrhunderten aufeinander kamen. Wichtig ist für die Einordnung auch die Auffindsituation von archäologisch Bedeutsamem, die vor Ort akkurat dokumentiert werden muss. Und nun also Gebeine. Aber bei „uns“?

An den Ausfallstraßen der römischen Stadtbebauung – Paulin- und Saar- bzw. Matthiasstraße – gibt es bekanntermaßen Gräberfelder aus dem 1. Jahrhundert. Warum gerade dort?

Das „Zwölftafelgesetz“ aus dem 5. Jh. v. Chr. regelte unter Anderem die Totenruhe: Hominem mortuum in urbe ne sepelito neve urito. Einen Toten darf man innerhalb der Stadt weder begraben noch in ein Brandgrab bringen. Dabei gab es das funus tacitum (für Arme, oftmals im Massengrab), das funus acerbum (ebenfalls abgeschieden, für Kinder) und das funus publicum (in großer Öffentlichkeit für die (wohlhabenden) Erwachsenen). Das Gesetz beseitigte zudem auch die Salbung, Totenklage und ein besonderes Gelage nach dem funus. Schade. Zudem durfte ein Scheiterhaufen ohne dessen Einwilligung nicht mehr als 60 Fuß an das Haus eines Fremden herangerückt werden. Die Kremation in einem bereits ausgehobenen, mit Holz gefüllten Grab (bustum) oder auf einem aufwändigeren Scheiterhaufen war die Regel. (Doch wurden in Trier bereits Körperbestattungen aus der Zeit gefunden, teils sogar mit dem Gesicht nach unten- ein Ritus, der sich uns heute nicht mehr erschließt.)

Zunächst hielt sich noch der Glaube an die elysischen Felder, in die man lieber körperlich unversehrt einging; spätestens im Zuge der Christianisierung änderten sich die Bestattungsriten dann aufgrund des Auferstehungsglaubens zu Körperbestattungen. Zunächst wurde in einfachen Sarkophagen aus Holz, später auch Sandstein beerdigt, teils entstanden später wahre Nekropolen, Gräberstraßen entlang der Ausfallstraßen, die – innen schmucklos- dem äußeren Betrachter viel Aufschluss über Leben und sozialen Status der Innliegenden geben sollten. Antike Angeberei.

Römische Gräberstraße, berühmt z.B. die Via Appia (Quelle: J. Hupe)

Gab es eine solche Totenstadt nicht, gab es doch immerhin einfache Gräberfelder. Die Totenmonumente wurden vielfach später- wie fast alles Oberirdische – als Baustoff abgebrochen und weiterverwertet.

Warum aber im Westen? Eine Brückenkopfbesiedlung ist bekannt, jedoch die Ausbreitung des „vicus“ noch unerforscht. Bis hinauf in den Markusberg, im Bereich der „Römerstraße“, finden sich einzelne Bauwerke wie z.B. der alte Venus- Mars- Tempel im Irminenwingert. In Pallien wurden vielfach Gräber gefunden, auch Hochwasser und angeschwemmter Moselsand dürften ihr Übriges dazu getan haben, derlei bis heute unangetastet zu lassen. Hier handelte es sich jedoch vielfach nicht um Gräberfelder, sondern Einzelgräber oder kleinere Gruppen. Dies alles ist jedoch in der seitlichen Ausdehung viel näher an der Brücke als unser Verein.

Ultra pontem – also über die Brücke hinweg ist die mittelalterlich dokumentierte Besiedlung, inklusive zweier Kirchen, die bereits 1433 wieder zerstört wurden. Dabei lag Sankt Isodorus etwas weiter stromaufwärts als gegenüber der heutigen Südallee. Im Dierke- Atlas wird die in Pallien gelegene Kirche St. Isidor genannt, die weiter südliche in der Luxemburger Straße St. Viktor.

Weinbau „ultra pontem“ (Quelle: Kulturdb.de)

Es ist hier also nicht klar, wie weit römische, fränkische oder mittelalterliche Bebauung flussaufwärts reichte und wo dort Gräber oder gar Gräberfelder gelegen haben könnten. Sie waren wie beschrieben nicht innerhalb der „Stadt“- jedoch mehrere hundert Meter von aller bekannten Besiedlung entfernt?

Umgekehrt stellt sich nun die Frage: Warum macht die „Eurener Chaussee“, heute Luxemburgerstraße- immerhin auf einer alten Römerstraße verlaufend – gerade hier einen Knick? Mit dem Flusslauf hat es jedenfalls nichts zu tun. Könnte es sein, dass sie an einer Bebauung vorbei lief und dann am Ende der Gebäude abknickt? Auf der Ansicht unten ist in dem Bereich nichts zu sehen, allerdings sind auch das Balduinshäuschen am Irrbach und der Venus- Mars- Tempel am Irminenwingert nicht mehr verzeichnet, wohl weil sie nicht mehr relevant waren. Es dient auch eher der Illustration, denn der wissenschaftlichen Analyse.

Vielleicht könnten Funde unter dem Bootshaus hier eine Lücke schließen, was die Kenntnisse über die westliche Bebauung der Stadt angeht. Offensichtlich gehen die Denkmalschützer davon aus, noch weitere Knochenfunde zu bekommen. Wir wollen natürlich umgekehrt auch irgendwann weiterbauen. Es bleibt spannend.

Quelle: J. Boedecker, Kliomedia Verlag, Trier Neustraße/ Farschweiler – Ansichten können dort als Druck erstanden werden
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Schatzsuche und Denkmalschutz

Tja, muss nun jeder Eintrag hochtrabend mit einem großen Wort beginnen?

Lassen wir das für den Moment. 

Nun war das Bootshaus also gefallen, die Vielfalt an Schutt und Materialien sortiert und abtransportiert. Der Bagger begann, sich in den Boden zu graben, was wir aus mehreren Gründen mit Spannung erwarteten. Zum Einen, weil sich auf vielen alten Karten an der Stelle einfach nichts befand und weil selbst auf Luftaufnahmen aus dem Jahr 1945 außer dem ehemaligen Kanuschuppen (dem rechten, straßenseitigen Teil des alten Bootshauses) nichts auszumachen war.

Bei anderen Bauarbeiten an der Luxemburger Straße war jedoch erst vor Kurzem ein römisches Gewerbezentrum entdeckt worden. 

Zum anderen würde der Fund eines solchen Bodendenkmals den Neubau möglicherweise verzögern.

Während also jeder Zentimeter Boden, der in Trier umgedreht wird, Spannendes zutage fördern kann, ist die Situation für die Verantwortlichen natürlich verzwickt.

Ein paar unfachmännische Gedanken dazu. Da ja Trier in der Vorzeit nur die Römerbrücke hatte, leuchtet wohl ein, dass ein Gewerbezentrum nahe am Flussübergang lag – nicht eine ganze „leuga“ von dieser Brücke weg. Selbst die „dreckigen“ Handwerke wurden damals bekanntlich inmitten der Wohnbebauung ausgeführt. Auch die Lage stromaufwärts dürfte bezüglich etwaiger Wasserverschmutzung kaum ins Gewicht gefallen sein.

Bis zur Eingemeindung in den 1920er Jahren gehörte auch dieser Teil der Luxemburger Straße zur Gemarkung Euren.

Könnte es eine andere keltische, römische, mittelalterliche Bebauung dort gegeben haben als einen Bauernhof/ein Landgut? Weit genug von der Stadt schien es zu sein, aber nah genug, um Handel zu treiben. Von derlei Gebäuden hat man natürlich bereits Hunderte entdeckt. Gäbe es hier etwas Neues?

Es gab mal einen Fährbetrieb dort. Mancher Fährbetrieb ergibt sich erst aus dem Zweck, z.b. Menschen zu Arbeitsstätten, beispielsweise dem Ausbesserungswerk der Reichsbahn, zu bringen. Manche Fährstrecken sind jedoch auch Jahrhunderte alt und werden nur regelmäßig erneuert?

Und wenn es gar nicht die Römer waren, sondern vor ihnen die Treverer etwas hinterlassen haben? Nichts könnte ja wohl dem Ruderverein Treviris besser zu Gesicht stehen, zumal der Name so oft mit “ Treveris“ falsch geschrieben wird.

Oder noch „schlimmer“: ein Ruderverein aus der Jungsteinzeit?!

Eine sensationelle zweite Brücke aus der Völkerwanderung? Ein Beschälerzelt normannischer Edelleute?

Ein fränkischer Kaiser genau hier beim Stuhlgang ertrunken und begraben? Immerhin wurden entlang der Luxemburger Straße ja auch Sarkophage entdeckt? 

Verschiedene Stadtmodelle zeigen genau an der Stelle des Knicks der ehemaligen „Eurener Chaussee“ (der Name bis 1883) Bebauung. Und was stand bis letzte Woche in dieser Kurve?

So förderte der Bagger zunächst noch Fundamente aus Sand- und Brantstein zutage.

Nach dem Wochenende dann die Meldung: der Baggerführer hatte etwas „aufgeschlossen“. Zum einen ein Becken von ca. 1,5m Tiefe, zum anderen, noch spannender: einen mannshohen, gemauerten Tunnel. 

Diesen jedoch hatte er bei Eintreffen der Denkmalschützer bereits (seinem Auftrag entsprechend) soweit geöffnet, dass er als Tunnel nicht mehr zu erkennen war. Schade. Bilder von diesem Tunnel gibt es nicht.

Beides jedoch ist nicht römisch. Da stellt sich bei der offenbar industriellen Bauweise erneut die Frage: über was wurde da drübergebaut? Wurde schon zu der Zeit auf Bodendenkmäler vielfach keine Rücksicht genommen? 

Hier liegt die Vermutung nahe, dass es sich um irgendetwas Militärisches aus der Preussenzeit handelt, denn wo heute unser Steg liegt, lag damals ein Flussschwimmbad der Armee und due Jägerkaserne hatte eine große Ausdehnung. Vielleicht hatte es auch mit den Kohlelagern zu tun, die sich hier vielfach befanden. Vielleicht war es eine Luftschutzanlage. Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr Möglichkeiten gibt es. 

Vielleicht werden wir es doch noch erfahren.  Denn die Zeit des Forschens ist mitnichten vorbei. Nun beginnt die Zeit der Denkmalschützer erst und es werden Erdschichten bis in 2 Meter Tiefe abgetragen werden müssen, die sorgfältig untersucht werden.

Es bleibt also spannend, ob und was da gefunden wird.

Behalten dürfen wir es leider in dem Fall nicht. Das Schatzregal lässt alles dem Staat zufallen, bei dem sich der Eigentümer nicht mehr finden lässt. WENN er sich nicht mehr finden lässt, ich für meinen Teil habe ja verschiedentlich noch mit alten Goldmünzen meiner Vorfahren die Dusche bezahlt…

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Das Ende krönt das Werk

Finis coronat Opus – Ovid

Wie eine Krönung fühlte sich der gesamte Prozess der Niederlegung unseres lieben Bootshauses nun gerade nicht an. 

Länger als manch andere Fassade hat es das nicht gerade hübsche Antlitz der Luxemburger Straße geziert, ein farbenfroher Tupfer im Grau, ein Ort der Freude inmitten geschäftigen Treibens. Nun ja.

Haustür Luxemburger Straße

So ist es also, das Ende. 73 Jahre (oder mehr), beendet in 4 Tagen. Wenn das nicht eine Blaupause fürs Leben ist… Der oder die eine oder Andere war noch da, sicher auch, um leise „Tschüs“ zu sagen. Ich fragte:“Ist noch was offen?“ Und die Giebelwand sagte: „Nö, passt schon. Trinkt einen auf mich“, bevor sie in sich zusammensackte. Wer könnte das nicht tun, der es je erlebt hat? Abgesehen davon, wie oft man es eigentlich dort getan hat. Und man fragt sich doch immer, ob man nicht doch irgendwo noch irgendwas drinnen vergessen hat, das man gerne hätte mitnehmen wollen. Seine Jugend zum Beispiel. 

Na – für die Jungen ist es eben auch spannend, etwas Neues zu erleben. Aber wir haben gesehen, dass auch sie sich durchaus dafür interessieren, was war. 

Neben unseren Aufzeichnungen und Erinnerungen ist es unsere Aufgabe, das mit ins neue Haus zu transportieren. 

Und, so wie wir sind, wird uns das gelingen. 

This is the end, beautiful friend
This is the end, my only friend, the end
Of our elaborate plans, the end
Of everything that stands, the end
No safety or surprise, the end
I’ll never look into your eyes, again
Can you picture what will be, so limitless and free
… – The Doors

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Wege

„Dies alles sage ich, mit einem Ach darin, dereinst und irgendwo nach Jahr und Jahr und Jahr:
Im Wald, da war ein Weg, der Weg lief auseinander, und ich – ich schlug den einen ein, den weniger begangnen, und dieses war der ganze Unterschied. “ (Paul Celan nach Robert Frost: The road not taken)

Ein Donnerstag im Juli (Foto & Drohne: Hans Krämer)

Letzte Woche schien es noch, als stünde man an einer Gabelung, als sei die Entscheidung für den anderen Weg noch möglich. Dann schlug der Bagger unbarmherzig zu.

Gestern und heute hat sich diese Maschine einen Weg ins Innere gebahnt, steht auf zerdrückten Rohren und zerplatzten Steinen, legt sorgfältig Kabel zur Seite, verbogene Eisentäger (von denen es im „alten Teil“ erstaunlich viele gab) anderen, alles wird säuberlich zum Transport getrennt. Zudem erhöht sie sich mit dem Weg auf den Schuttberg selber, um so besser die nächsten Teile aus dem Gebäude reißen zu können- andere Teile muss man nur noch leicht schubsen, bis sie in großen Placken fallen.

Der Waschplatz müsste mal aufgeräumgt werden
Wir nähern uns den uns bekannten Teilen des Obergeschosses

Und wie man zusieht und sich erinnert, was hier und da mal war, beschleicht einen die Wehmut. 73 Jahre, mindestens, stand das Gebäude. Vieles wurde ge- und verbastelt, es hat gute und schlechte Zeiten gesehen, Feier und Sorge, es war mal voller und mal leerer (aber oft voller Lehrer).

Alles, was daran gebaut und gearbeitet wurde, geschah aus gutem Willen und Gemeinschaftssinn. Jede Generation hat mit Herzblut etwas hinterlassen. „Wir“ eine neue Beleuchtung und die Renovierung des 2. OG, aber vor Allem die Entschuldung und den Umbau des Bootsparks. Die Generation vor uns: Renovierung des Kranich, Bau der Krafthalle, davor: Bau der 2. Bootshalle etc. Dadurch entstand ein liebenswertes Zuhause mit Ecken und Kanten. Es ist ein bisschen, als würden die einfallenden Mauern dem wissenden Zuschauer das alles nochmal zurufen oder eher: mit Staub entgegenspucken. Trotzdem brachte uns all das auch an den Punkt, einmal das Basteln aufhören zu dürfen (und zu müssen) und zugleich die Schlagkraft für einen großen Wurf zu haben. Mithin: einen neuen Weg einschlagen zu können.

Morgen wird vermutlich der letzte Teil des Hauses fallen. Wer also nochmal leise „Tschüs“ sagen will…

Man soll sein Herz ja nicht an Dinge hängen. Wir sind ja auch nicht die Ersten, nicht mal in Trier, die ein neues Bootshaus bauen.

So schnell geht es dann…

…I took the one less traveled by, and that has made all the difference.

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Herrschaft der Maschinen

Es hat begonnen.

Man ist ein bisschen sprachlos.

Mauern, die uns stabil schienen, kippen wie Karton.

Wasser gegen den Staub.

Die Träger knicken wie Streichhölzer. Das lässt einen wirklich ein bisschen zweifeln.

Der Schutt muss noch zerkleinert werden.

„Freitag machen wir nur ein kleines Eckchen“ hat er gesagt…

Gut, dass wir in der Mitte das Loch reingemacht hatten.

Unsere „schweren“ Tore. Streichholzschachteln.

Das sind schon echte Profis: der Bagger arbeitet absolut akkurat. Könnte man den ganzen Tag zuschauen, wie ein kleiner Junge.

Im Zuge dessen kam ein lokales Gespann in fahrbaren Rollstühlen vorbei: „War einsturzgefährdet, musste weg!“ „Bauen die was Neues?“ „Keine Ahnung, soweit gehen meine Informationen nicht.“ Ob sie ihren Quellen trauen sollte? Oder ist es nur das eigentlich bewährte „Das-ist-doch-noch-gut-das-muss-doch-noch-nicht-weg“- Denken?

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Druck

Dass das Leben manche Überraschung für uns bereithält sollte keine Neuigkeit sein. Auch dieses Bauprojekt stellt da keine Ausnahme dar.

Wenn irgendwann der Bauleiter anklingelt und mitteilt, dass entweder am Folgetag um 12 Uhr „Medienfreiheit“ auf der Baustelle herrscht oder er die Maschinen erstmal auf die nächste Baustelle fährt, dann kommt ein gewisses Druckgefühl auf. Druck an der Halsschlagader, über die freundliche Art; Druck auf den Schläfen, wo man denn verdammt nochmal was vergessen hat; Druck am Handgelenk, wo die Uhr sitzt, die unbarmherzig weiter tickt.

Und in diesem Fall kommt Wasserdruck hinzu. Dass, bevor ein Haus abgetragen wird, alles was irgendwie strömt und fließt abgestellt werden muss, leuchtet ein- vermeintlich war dies mit der Trennung der Leitung an der Luxemburgerstraße durch unsere eigenen „Kräfte“ unter Führung von Seb Latz erledigt. Nun jedoch fanden sich im Ausguss der Bootshalle noch Wasserleitungen unter Druck.

Wo der Bagger nicht kann, muss doch nochmal die Hand ran.

Um die Freigabe für den nächsten Abschnitt nicht zu gefährden und eine Verzögerung von mehr als 2 Monaten zu vermeiden, fanden sich kurzfristig Seb Latz, Norbert Haag und Thomas Thielen samt Bagger ein, um nach dem flüssigen Medium zu suchen.

Die 3 lustigen 2

Nach einiger Suche wurde die erste Leitung mit dem Bagger gefunden, danach musste Seb leider ab ins Loch. Und das, einen Tag bevor Familie Latz in Urlaub fährt. Danke für den Einsatz! Die Bagger rollen.

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Leere

„Wie stehst du doch so dürr und kahl, die trocknen Adern leer, o Feigenbaum! Ein Totenkranz von Blättern fahl, hängt rasselnd um dich her. Wie Wellenschaum.“ Annette v. Droste- Hülshoff

Der erste Schritt „der Fremden“ ist vollbracht- also einer, den wir nicht mehr selber getätigt und damit die Zukunft endgültig in fremde Hände gelegt haben.

Über den äußeren Abriss hatten wir bereits berichtet, alle können ihn sehen.

So hässlich es war, so sehr fehlt es doch beim Hinblicken

Nun hat uns die das Umweltgeschehen überwachende Dame netterweise Bilder zur Verfügung gestellt… zudem ein nicht näher benannter Campingplatzbetreiber mit Schlapphut, der dringend noch eine Wasserleitung sucht, die- offensichtlich im Ineren gekappt- zu Unmut im Äußeren führt.

Wie beschrieben mussten zunächst die Putze entfernt werden, die wie üblich Asbest enthielten. Überhaupt enthielt irgendwie ziemlich viel Asbest.

Ich entsinne mich noch gut, im Jahre 2000 etwa, es müsste ein Freitag gewesen sein, ein sanfte Brise wehte über Mertsesdorf, es war wohl Juni, um die 25 Grad… da fuhren wir das undichte, asbestverseuchte Welleternit aus dem Dach der Damenumkleide auf die ART. Das war nötig, weil wie immer zu den klammsten aller Zeiten des Vereins irgendwo ein Loch sich auftat, das gestopft werden musste. Asbestentsorgung war noch garnicht so lange auf dem Programm und so waren wir mit unserem geliehenen Siebeneinhalbtonner- MAN- Kipper stolze Kapitäne unseres L2000, meine ich mich zu erinnern- er war rot, glaube ich; wir hatten noch Streit beim Verleiher, weil ich einen blauen FN- Hauber viel schöner fand, ich meine, der hatte sogar die große 10- Liter- Maschine verbaut, was aber damals mit dem getriebe immer Probleme gab.

Jedenfalls waren wir aber aber doch zweifelnd, das Zeugs loszuwerden- bis zum Waagehäuschen. Der Mann betrachtete die große Menge schädlichen Materials: „Wu hatter datta hea?“ „Vom Ruderverein“ „Wat fü’e Rude’verein? Wo den Kranisch damaols driiwaar?“ Ja“ „Mei Gott wat hammier lao damols gesoff! DAT ware noch Zeiten! Ei, da jeh, fahrter lao hinne, die Gass lao, ganz hinne, reschts“. Es gab also offensichtlich auch erfolgreiche Gastrozeiten „so weit draußen“, in Zeiten, als die Menschen noch richtig gesellig in Kneipen(schlägereien) gingen und ein kleines Aperölschen oder andere Abarten alkoholischen Wirkens auf der Terasse nur naserümpfend geduldete Randerscheinung war.

Nun, die Kneipe sieht nun so aus:

Dabei kennen viele „jüngere“ Mitglieder diese Räume nur als geschlossen. Nach den Corona- Lockdowns und den ganzen neuen Netflix- Abos fragt sich Manche und Mancher ohnehin: Was ist eine Kneipe? Nun: ein beengter Raum, anfangs gerne auch mit Rauchschwaden (irgendwann stellen wir das Fotoalbum wieder online) in dem gegessen, getrunken, getanzt, gelacht, gediskutiert und schließich auch immer wieder mal geknutscht wurde. Spätestens hier oben haben sich in jeder Generation Rudererpaare zusammengefunden, die heute Familien sind. Daher hätte das eigentlich eine ganz eigene Rubrik verdient.

Ohne die Trennwände kommt es einem viel größer vor…vielleicht sollten wir doch für die Zukunft nochmal an eine Kneipe denken? Auf dem ersten Bild sieht man noch den hintersten, den Clubraum, der fast seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt wurde- auch die Fensterrahmen hatten sich alle verzogen.

Im Clubraum fanden sich vorab noch verschiedene Preziosen, wie diese eingefasste Medaille- das allererste Raddadelchen der Treviris überhaupt. Gewonnen von der Mannschaft um Franz Schillings 1923, gestiftet von „Onkel Otto“ Ronde, Teil der Mannschaft, 1961. Quasi die Geburtsurkunde des erfolgreichen RVT- Rennsports.

„ES“ ist an geheimem Ort gesichert und wird dereinst emporsteigen und Weltengerechtigkeit bringen. Der grüne Stern wird zu größerem Glanze erhoben und die Prophezeiung sich erfüll…äh, wo war ich?
Ehemalige Küche mit Treppe zum Vorstandsbüro. Wo und warum waren da überall Türen??

Nun ist der Bock blank gemacht, nichts mehr zu hauen in den heiligen Hallen, nun kommt bald die Zeit der großen Maschinen.

Wir hatten mal Rundbögen in den Fenstern??

Auf obgem Bild sieht man sogar eine Ur- Wand der allerersten Halle, bzw. des Bootsschuppens der Reichsbahn- Kanuten, was die Halle vor dem Übergang an die Treviris mal war. Wer weiß, was das Gebäude vielleicht noch vor den Kanuten gewesen war? Die Fenster bieten Anlass zum Träumen.

„The Sky is the limit?“

Beim Anblick dieses Dachs müssen auch wir letzten Nostalgiker vor dem Hintergrund aktueller und zukünftiger Energiekrisen einsehen, dass wir uns irgendwann nur zwischen „Heizen oder Sportbetrieb“ entscheiden hätten können. Das neue Gebäude wird uns viel Spielraum geben.

Alle Bilder (bis auf die Küche, Norbert Haag) wurden uns zur Verfügung gestellt von Dipl. Geogr. Christine Gronz, ICP Ingenieurgesellschaft, Bitburg.

„Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ Sören Kiergkegaard

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Into the great wide open (II)

Weil es so schön war- und just neue „Ware“ vom Stadtarchiv eintraf…

Die Veränderungen der Stadt, des Viertels, der Luxemburgerstraße sind lokal nachzuvollziehen. Man bemerkt sie meistens nicht, wenn man täglich zum Verein fährt, aber in der Gesamtschau fällt auf: Stimmt! Da war doch mal was? Auch viele Kleingewerbe sind verschwunden, etwa die Druckerei Kowollik, die – einem verdienten Mitglied gehörend – jahrzehntelang die Drucksachen des Vereins verlegte.

Ausschnitt aus einer Ansicht des Stadtarchivs: Kasernen, im Hintergrund zentral das Bahnwerk, ganz im Westen die ehemalige Zeppelinhalle im Eurener Feld. Ganz links hinten dei Caspary- Brauerei.

Als Orientierungs- und gewissermaßen Kristallisationspunkt kann uns nur dienen, was immer schon da war (zumindest solange es Zeichnungen und Bilder gibt): der Fluss und „Mattheis“. Ehrwürdig thront Sankt Matthias auf der anderen Moselseite über allem. Dahinter schließt sich die Grafschaft an, „über der Schammatsmauer“, deren Grenze die „Weismark“ markierte. Man erkennt leicht die Baumgruppen des Mattheiser Weihers und erste Häuser. Diesseits gegenüber Mattheis jedoch weit und breit: Nichts. Das jenseitige städtische Ufer ist noch hell vom verbauten Sand: erst in den 1920er Jahren wurden die vielen durch die Wirtschaftskrise Arbeitslosen mehr oder weniger freiwillig in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gesteckt: „Barbeln“ wurde geschleift und der Damm gebaut, ebenso wie zum Beispiel der Nürburgring und die Sportanlagen in Köln- Müngersdorf und Frankfurt. Das war nicht unbedingt weitsichtige Geschäftstüchtigkeit: das war akute Beschäftigungs- und Perspektivlosigkeit gepaart mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. Der Treidelpfad war nicht wie heute ständig freigelegt, das Wasser stand viel höher, denn die Mosel war kaum schiffbar und viel flacher. Erst mit Stauhaltungen und Vertiefung ging der Wasserstand zurück: die Fließgeschwindigkeit erhöhte sich jedoch und die zunehmende Versiegelung von Flächen (man beachte nochmals die freie Fläche an der Zeppelinhalle) brachte uns gemeinsam mit lokalen Starkregen die Hochwasser, die wir heute kennen. Die Zeppelinhalle wurde erst in den späten 1920er Jahren abgebrochen, nachdem von hier aus im 1. Weltkrieg wirklich Luftschiffe in Richtung Westfront gestartet waren.

Bahnhof Trier West, offensichtlich sogar ein Bild vom Richtfest (Quelle: Stadtarchiv)

Ein großes Gebäude in der obigen Gesamtansicht war der Bahnhof Trier West in der Luxemburger Straße, Triers erster Bahnhof, „Trier links der Mosel“ genannt. Ein monumentales Gebäude wilhelminischer Anmut. Den Hauptbahnhof gab es noch nicht: hier endete die Strecke aus Metz- Saarbrücken- Luxemburg kommend. Wer nach Koblenz wollte, musste zu Fuß etwa zwei Kilometer nach Pallien, denn dort endete die Strecke, die aus dem „Kernreich“ kam – und umgekehrt. Erst spät in den 1890ern wurde die Pfalzeler Brücke gebaut, die den Verkehr zum heutigen Hauptbahnhof leitete. Das Bahnhofsgebäude Trier West beherbergte noch länger die Bahndirektion, stand am Ende aber leer und wurde offensichtlich auch im Krieg stark beschädigt und in der Folge abgerissen. Nichtsdestotrotz konnte in den ersten Tagen nach dem Fall Triers 1945 in den alten Hallen wieder Markt gehalten werden. Der alte Bahnsteig soll noch stehen, wohl etwa auf Höhe des heutigen Edeka- Parkplatzes. Welcher Projektentwickler, welche Architektin würde sich nicht heute über solch eine Chance freuen?

Bis zum Umzug nach dem zweiten Weltkrieg baute die Boostwerft Boost auf dem Gelände des heutigen Campingplatzes u.A. Fähren wie die auf dem Bild. Im Hintergrund ist erneut St. Matthias zu erkennen. Dass der damalige Vorstand sich vehement um die Zupacht und später den Kauf des Campinggeländes kümmerte, hat dem Verein nicht nur einmal das Leben gerettet. Wenn Spender wegfielen oder Zwistigkeiten wohlhabende Gönner davontrieben, konnte doch zumindest der Platz eine minimale wirtschaftliche Sicherheit bieten. Stellt man sich zudem vor, wie die Ufer an anderen Stellen zugebaut sind, ist es fast ein Glück für den Stadtteil, dass hier ein Stück grüne Freifläche geblieben ist.

Dabei sah es um 1900 hier noch ganz anders aus, wie ein Lagerplatz der Kohlenhandlung Hansen & Neuerburg zeigt. Wie auch die Gründer der Treviris damals ihr erstes Boot auf einer Kohlenhalde im Bereich neben dem Hotel Römerbrücke angespült fanden, lagerte im Bereich des heutigen Bootshauses oder des „Weißen Hauses“ Brennmaterial aller Art. Gut möglich, dass es sich bei dem Weg, der vermeintlich hinter der Grundstücksmauer verläuft, um den heutigen Weg am Bootshaus vorbei handelt.

Im Hintergrund erneut St. Matthias, in der Mosel schwimmend nicht etwa die „Barbelner Fähre“, die dort jedoch auch gewesen sein muss, sondern ein Flussschwimmbad, damals heissester (S)Hit, Umkleidekabinen & Gastronomie auf dem Wasser schwimmend, in der Mitte ein Bassin in der Mosel. Warum eigentlich nicht heute nochmal?

Nicht nur das Rudern und Wanderrudern, der Wassersport und der Wasserwandersport hatten damals insgesamt große Zeiten. Auch Kanufahren, Kanuwandern oder einfach Paddeln, ebenso wie Flussschwimmen, waren en vogue. Viele Treviris- Ruderer waren zudem auch Besitzer von Kanus mit denen sie Zelt- Touren machten. Meist mit den Freunden, die nicht rudern konnten, denn paddeln konnte irgendwann jeder… So gab es nicht am heutigen Wendepunkt kurz oberhalb der Römerbrücke ein bekanntes Kanuheim von Hans Dornoff und Frau, die es sogar in das engliche Erlebnisbuch „Kingfisher Abroad“ von Tean und Tommy Rising ( 1937/38) schafften.

Dornoff war nicht unumstritten. Zum einen hatte er in Trier und Weimar Malerei studiert und viele seiner Motive fand er am Paddler- Bootshaus oder auf Moseltouren, seine Malerei war besonders von Cézanne und dem französischen Impressionismus beeinflusst. Zum anderen jedoch stellte er auch im 3. Reich viel aus und war am Ende Leiter des Kunsthauses Luxemburg, was ihm bis zum Tode 1972 Kritik einbrachte. Nach dem Krieg eröffnete er ein neues Kanuheim in der Martinsmühle. Auf der Pferdeinsel hatte es bereits vor dem Krieg Zeltplätze gegeben. Die Martinsmühle wurde 1963 abgerissen, um dem wachsenden Straßenverkehr Rechnung zu tragen. Nun stelle man sich nur vor, es hätte schon immer mehr und zuverlässigen ÖPNV gegeben und die Martinsmühle stünde noch…

Quellen: Internet/ „Trier: Stadt am Fluss“

Neben dem alten RVT- Boothaus waren aber wohl auch einmal die Paddler der Bahn eingezogen.

Friedrich Eduard Keller, Herausgeber vieler Gewässerwanderführer, schrieb 1922 (jedoch basierend auf einer Bereisung 1914) unter Anderem: „Da unter den heutigen Verhältnissen eine Fahrt nur von Trier aus in Betracht gezogen werden kann, so lassen wir auch hier unsere Fahrt beginnen. Da das grüne Moselwasser sehr schmutzig (ist) und viele pflanzliche und tierische Absonderungen enthält, so empfiehlt es sich, täglich das Boot abzuwaschen.“ Schon Oskar Rupertis „Führer für Wanderruderer“ (1910) warnt: „Im Sommer verkrautet die Mosel ziemlich stark.“(Quellen: Faltboot.org)

Manche Dinge ändern sich doch nicht.

Bild der US- Luftwaffe ca. 1946/47, teils sind noch abgedeckte Dächer zu erkennen. Beachte den Wasserstand (Quelle: Stadtarchiv)

Leider fiel es den nationalsozialistischen Jugendorganisationen hier bald darauf leicht, auf vorhandene Interessen und auch Infrastruktur aufzusatteln. Alles, was einmal bunt und lustig war, wurde braun. Das Ende ist bekannt.

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Into the great wide open

Mancher kann nicht aus dem Fenster hinausdenken – Wilhelm Busch

Mit Siebenmeilenstiefeln geht es offenbar dieser Tage am Bootshaus voran. Große Haufen Bauschrotts türmen sich: Türen, Fensterrahmen, Interieur, Dämmung, „Sauerkrautplatten“, das edle Laminat im gefälschten Kirschholz- Look aus dem Vorstandsbüro…

Blickt man ins Fenster hinein, sieht man überall nur Abbruch.

Blick ins ehemalige Büro der Gaststätte, oben: offenes Fenster des ehemaligen Tabakskollegiums
Das gute Parkett!!

Auch die Putze sind innen weitgehend abgetragen und warten nun vor der Tür gut verpackt auf den Abtransport. Mit einem überraschenden Regenguss, der uns in einem Schicksalswink höherer Gewalt die Entsorgungskosten ersparen würde, ist wohl derzeit nicht zu rechnen.

Das ist andererseits auch gut, denn man kann bereits durch das Bootshaus hindurch schauen und auf der anderen Seite den Himmel sehen.

Das Welleternit, steter Quell des Ärgers, ist ab
Einer der letzten Blicke auf fast 75 Jahre Baugeschichte- aber auch Veränderung

So, wie das Haus von allen Seiten heute aussieht, sah es ja nicht immer aus. Aus dem kleinen Holzschuppen wurde eine kleine Betonhalle mit Flachdach, dann folgte ein Obergeschoss mit Terasse, bald wich die Terasse einer Verlängerung der Halle, erneut kam eine Terasse hinzu. Dann kam eine zweite Halle daneben, dann wurde die Krafthalle gebaut, bis dahin hatte man ohne Heizung und Sanitäranlagen in dem Gebäude auf dem heutigen Campingplatz trainiert. Nichts war also beständiger als der Wandel.

Taufe des grünen Einers, es könnte fast die „Moby Dick“ gewesen sein, die uns noch lange begleitet hat. Sie könnte heute noch schwimmen. (Bild: Heinz Morgen)

Auf dem Bild aus den 1970ern sieht man eine Taufe, links der ehemalige Vorsitzende Karl Grundheber. Schauen wir „aus dem Fenster“: Hinter der Mauer stand die alte Kokerei „Hansen, Neuerburg & Co GmbH“, heute Firma „Immelen“, auf dem Gelände der Taufe hatte sich die Bootswerft Boost befunden, links hinten dürfte das erste Haus in der Lambertistraße gewesen sein, damals eine verruchte Kneipe und erst vor Kurzem einem modernen Bau gewichen. So ändert sich das Viertel.

Der Firma Hansen- Neuerburg, später Mannesmann, gehörte übrigens auch das „weiß ‚aus“, das damals schwarz war und vermeintlich älter ist, als das Bootshaus. Haltet es also auf die letzten Meter in Ehren.

Selbst die „Trierer Kistenfabrik“ blieb nicht verschont, um einen kurzen Blick ins Umland zu werfen. Das markante Dach abgerissen, klafft dort nun eine Baulücke. nur das Hauptgebäude der ehemaligen „Trierer Eisengießerei und Maschinenfabrik, vormals August Feuerstein A.G., Trier/ Mosel“, in kurzer Folge dann zur Kistenfabrik geworden, bleibt als Kulturdenkmal bestehen.

Quelle: Dachziegelarchiv.de
Von der ehemaligen Kistenfabrik steht nur noch das Hauptgebäude (Quelle: Stadtarchiv Trier)

So weh es also tun mag, in Nostalgie zu schwelgen oder sich (natürlich nur heimlich) über die Erschwernisse des Ruderbetriebs aufzuregen…der Wandel ist stetig. „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ oder wie heisst es?

Aber…HACH!

Du liebe, alte Ruine.

Der Nachteil des Himmels besteht darin, dass man die gewohnte Gesellschaft vermissen wird. – Mark Twain

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