Schatzsuche und Denkmalschutz

Tja, muss nun jeder Eintrag hochtrabend mit einem großen Wort beginnen?

Lassen wir das für den Moment. 

Nun war das Bootshaus also gefallen, die Vielfalt an Schutt und Materialien sortiert und abtransportiert. Der Bagger begann, sich in den Boden zu graben, was wir aus mehreren Gründen mit Spannung erwarteten. Zum Einen, weil sich auf vielen alten Karten an der Stelle einfach nichts befand und weil selbst auf Luftaufnahmen aus dem Jahr 1945 außer dem ehemaligen Kanuschuppen (dem rechten, straßenseitigen Teil des alten Bootshauses) nichts auszumachen war.

Bei anderen Bauarbeiten an der Luxemburger Straße war jedoch erst vor Kurzem ein römisches Gewerbezentrum entdeckt worden. 

Zum anderen würde der Fund eines solchen Bodendenkmals den Neubau möglicherweise verzögern.

Während also jeder Zentimeter Boden, der in Trier umgedreht wird, Spannendes zutage fördern kann, ist die Situation für die Verantwortlichen natürlich verzwickt.

Ein paar unfachmännische Gedanken dazu. Da ja Trier in der Vorzeit nur die Römerbrücke hatte, leuchtet wohl ein, dass ein Gewerbezentrum nahe am Flussübergang lag – nicht eine ganze „leuga“ von dieser Brücke weg. Selbst die „dreckigen“ Handwerke wurden damals bekanntlich inmitten der Wohnbebauung ausgeführt. Auch die Lage stromaufwärts dürfte bezüglich etwaiger Wasserverschmutzung kaum ins Gewicht gefallen sein.

Bis zur Eingemeindung in den 1920er Jahren gehörte auch dieser Teil der Luxemburger Straße zur Gemarkung Euren.

Könnte es eine andere keltische, römische, mittelalterliche Bebauung dort gegeben haben als einen Bauernhof/ein Landgut? Weit genug von der Stadt schien es zu sein, aber nah genug, um Handel zu treiben. Von derlei Gebäuden hat man natürlich bereits Hunderte entdeckt. Gäbe es hier etwas Neues?

Es gab mal einen Fährbetrieb dort. Mancher Fährbetrieb ergibt sich erst aus dem Zweck, z.b. Menschen zu Arbeitsstätten, beispielsweise dem Ausbesserungswerk der Reichsbahn, zu bringen. Manche Fährstrecken sind jedoch auch Jahrhunderte alt und werden nur regelmäßig erneuert?

Und wenn es gar nicht die Römer waren, sondern vor ihnen die Treverer etwas hinterlassen haben? Nichts könnte ja wohl dem Ruderverein Treviris besser zu Gesicht stehen, zumal der Name so oft mit “ Treveris“ falsch geschrieben wird.

Oder noch „schlimmer“: ein Ruderverein aus der Jungsteinzeit?!

Eine sensationelle zweite Brücke aus der Völkerwanderung? Ein Beschälerzelt normannischer Edelleute?

Ein fränkischer Kaiser genau hier beim Stuhlgang ertrunken und begraben? Immerhin wurden entlang der Luxemburger Straße ja auch Sarkophage entdeckt? 

Verschiedene Stadtmodelle zeigen genau an der Stelle des Knicks der ehemaligen „Eurener Chaussee“ (der Name bis 1883) Bebauung. Und was stand bis letzte Woche in dieser Kurve?

So förderte der Bagger zunächst noch Fundamente aus Sand- und Brantstein zutage.

Nach dem Wochenende dann die Meldung: der Baggerführer hatte etwas „aufgeschlossen“. Zum einen ein Becken von ca. 1,5m Tiefe, zum anderen, noch spannender: einen mannshohen, gemauerten Tunnel. 

Diesen jedoch hatte er bei Eintreffen der Denkmalschützer bereits (seinem Auftrag entsprechend) soweit geöffnet, dass er als Tunnel nicht mehr zu erkennen war. Schade. Bilder von diesem Tunnel gibt es nicht.

Beides jedoch ist nicht römisch. Da stellt sich bei der offenbar industriellen Bauweise erneut die Frage: über was wurde da drübergebaut? Wurde schon zu der Zeit auf Bodendenkmäler vielfach keine Rücksicht genommen? 

Hier liegt die Vermutung nahe, dass es sich um irgendetwas Militärisches aus der Preussenzeit handelt, denn wo heute unser Steg liegt, lag damals ein Flussschwimmbad der Armee und due Jägerkaserne hatte eine große Ausdehnung. Vielleicht hatte es auch mit den Kohlelagern zu tun, die sich hier vielfach befanden. Vielleicht war es eine Luftschutzanlage. Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr Möglichkeiten gibt es. 

Vielleicht werden wir es doch noch erfahren.  Denn die Zeit des Forschens ist mitnichten vorbei. Nun beginnt die Zeit der Denkmalschützer erst und es werden Erdschichten bis in 2 Meter Tiefe abgetragen werden müssen, die sorgfältig untersucht werden.

Es bleibt also spannend, ob und was da gefunden wird.

Behalten dürfen wir es leider in dem Fall nicht. Das Schatzregal lässt alles dem Staat zufallen, bei dem sich der Eigentümer nicht mehr finden lässt. WENN er sich nicht mehr finden lässt, ich für meinen Teil habe ja verschiedentlich noch mit alten Goldmünzen meiner Vorfahren die Dusche bezahlt…

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