Wege

„Dies alles sage ich, mit einem Ach darin, dereinst und irgendwo nach Jahr und Jahr und Jahr:
Im Wald, da war ein Weg, der Weg lief auseinander, und ich – ich schlug den einen ein, den weniger begangnen, und dieses war der ganze Unterschied. “ (Paul Celan nach Robert Frost: The road not taken)

Ein Donnerstag im Juli (Foto & Drohne: Hans Krämer)

Letzte Woche schien es noch, als stünde man an einer Gabelung, als sei die Entscheidung für den anderen Weg noch möglich. Dann schlug der Bagger unbarmherzig zu.

Gestern und heute hat sich diese Maschine einen Weg ins Innere gebahnt, steht auf zerdrückten Rohren und zerplatzten Steinen, legt sorgfältig Kabel zur Seite, verbogene Eisentäger (von denen es im „alten Teil“ erstaunlich viele gab) anderen, alles wird säuberlich zum Transport getrennt. Zudem erhöht sie sich mit dem Weg auf den Schuttberg selber, um so besser die nächsten Teile aus dem Gebäude reißen zu können- andere Teile muss man nur noch leicht schubsen, bis sie in großen Placken fallen.

Der Waschplatz müsste mal aufgeräumgt werden
Wir nähern uns den uns bekannten Teilen des Obergeschosses

Und wie man zusieht und sich erinnert, was hier und da mal war, beschleicht einen die Wehmut. 73 Jahre, mindestens, stand das Gebäude. Vieles wurde ge- und verbastelt, es hat gute und schlechte Zeiten gesehen, Feier und Sorge, es war mal voller und mal leerer (aber oft voller Lehrer).

Alles, was daran gebaut und gearbeitet wurde, geschah aus gutem Willen und Gemeinschaftssinn. Jede Generation hat mit Herzblut etwas hinterlassen. „Wir“ eine neue Beleuchtung und die Renovierung des 2. OG, aber vor Allem die Entschuldung und den Umbau des Bootsparks. Die Generation vor uns: Renovierung des Kranich, Bau der Krafthalle, davor: Bau der 2. Bootshalle etc. Dadurch entstand ein liebenswertes Zuhause mit Ecken und Kanten. Es ist ein bisschen, als würden die einfallenden Mauern dem wissenden Zuschauer das alles nochmal zurufen oder eher: mit Staub entgegenspucken. Trotzdem brachte uns all das auch an den Punkt, einmal das Basteln aufhören zu dürfen (und zu müssen) und zugleich die Schlagkraft für einen großen Wurf zu haben. Mithin: einen neuen Weg einschlagen zu können.

Morgen wird vermutlich der letzte Teil des Hauses fallen. Wer also nochmal leise „Tschüs“ sagen will…

Man soll sein Herz ja nicht an Dinge hängen. Wir sind ja auch nicht die Ersten, nicht mal in Trier, die ein neues Bootshaus bauen.

So schnell geht es dann…

…I took the one less traveled by, and that has made all the difference.

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