Irgendwie gehört ja alles, was rund um so eine Baustelle geschieht, zum Neubau, doch dieser Tage hat wirklich begonnen, worauf wir sehnlich warten.
Vorher wurde der Platz nochmal tiefbaulich bereinigt, dabei sind auch – leider unbeobachtet – die Kellermauern des alten Bootshauses verschwunden.
Die letzte Hoffnung, noch etwas zur Historie des Standorts zu erfahren, sind möglicherweise alte Baupläne. Der Keller war verfüllt, wir haben ihn nie gesehen, offensichtlich muss auch von oben das alte Ruderbecken reingetropft haben, das in der Halle darüber lag und der Erzählung nach nie ganz dicht war.
So sah der „Plan“ damals aus, nicht nur bezüglich der Eigentumsverhältnisse, sondern auch die Planung für eine Fährverbindung von Süd (Barabra Löwenbrücken/ Medard etc.) nach West. Mag sein, dass die Halle in der Bildmitte zum Kohlenlager Hansen (Hansen Neuerburg) gehörte, der Platz zur Mosel ebenfalls zur Firma August Feuerstein und der Platz, auf dem ein Hochseilmast verankert werden sollte den Vereinigten Hospitien. Der Weg sollte am heutigen Verein vorbei dann zu den Industriebetrieben führen.
Doch nach aller Planung kam wohl zunächst alles noch ganz anders und die Rolle der Stadt scheint nicht immer glücklich gewesen zu sein.
Ausgebildete und zugelassene Fährleute, die der Stadt die sogenannte „Fährgerechtsame“ abpachten konnten, waren rar. Wie oben zu sehen, wurde der Fährbetrieb am 13. d.M. verpachtet, am 14. verstarb der Pächter, am 15. wurde erneut neu ausgeschrieben bzw. traten andere Bewerber an. In einem anderen Fall muss der unausgebildete Bruder des Fährmanns diesen wochenlang unbemerkt vertreten haben.
Zudem beschränkte sich die Nutzung der Fähre auf die An- und Abfahrtszeiten der Arbeiterschaft der in West ansässigen Betriebe, insbesondere der Reichsbahn. So herrschte jeweils vor bzw. nach den Schichten starker Andrang am Ableger- dazwischen und an den Wochenenden gähnende Leere. Um trotzdem irgendwie wirtschaftlich arbeiten und die Pacht zahlen zu können, schienen die Fährleute die kleinen Nachen, für 20-25 Personen gemacht, mit bis zu 60 vollzuladen, was man physikalisch kaum glauben mag. Das ging soweit, dass eine dieser Nachen wohl einmal mit Wasser volllief und dabei einige Männer – wiewohl in Ufernähe- fast ertranken. Und schon ruhte der Fährbetrieb wieder.
So musste man versuchen, den Betrieb irgendwie wirtschaftlicher zu machen, was offensichtlich neben der klammen Stadtkasse auch an der Unterstützung ansässiger Unternehmen scheiterte, die umgekehrt bei Stillstand nicht müde wurden, nach einer sofortigen Wiedereinrichtung des Fährbetriebs zu rufen, ebenso die (Oppositions-) Parteien im Stadtrat.
Auf dem Bild aus den 1930er Jahren sieht man nicht nur, dass hier noch Buhnen im Fluss lagen, sondern auch die Fischer in ihren Nachen zugegen waren…erinnern wir uns an einen der Voreinträge: „Die Mosel verkrautet aufgrund der Verschmutzung und Verkotung schnell“ (Kanuwanderführer der 1920er). Mahlzeit.
Es handelt sich hier um den Steg in der Luxemburgerstraße 63, also weiter die Luxemburgerstraße hinunter. Im Hintergrund verläuft die Fähre, die allerdings gar keine Hochseilfähre war, sondern eine „Schlauder“. Vermutlich stammt „Schlauder“ von schleudern (jedenfalls wurde die Fähre auch als Schleuder bezeichnet), immerhin eine Annäherung an die Fortbewegungsart einer reinen Treidel- oder Gierfähre. Das Seil dürfte knapp über der Wasseroberfläche gehangen haben, so dass die Ruderer sich mannigfaltig mit anderen Nutzern des Reviers verständigen mussten.
Es hatte mal einen Fährmann gegeben, der hatte sogar eine Motorfähre. Wenn der Motor versagte, musste er samt seinem Knecht zum allgemeinen Gaudium der Passagiere zur „Haorstang“ greifen und die Fähre – wenn auch mit Verspätung – sua manu zum Ufer bringen. Nun hatte dieser Fährmann aber auch noch zwei unmotorisierte Nachen, die er mit Rudern versah, und jeder, dem es auf der Fähre zu eng wurde und der genügend Luft hatte, konnte sich bereits vor Schichtbeginn im edlen Rudersprot üben. Bald regte sich jedoch Argwohn darüber, dass er den Rudernden auch noch 5 Pfennige je Fahrt abnahm. Als ihm die kleinliche Nörgelei, die Presse und die Drohung mit dem Kadi zu bunt wurden, pensionierte er kurzerhand sich und die Fähre. So kam es zur Schlauder.
Die aber war nur begrenzt einsatzfähig. Wann immer es etwas Hochwasser gab, schien sie an ihre Grenzen zu stoßen. „Dir Männer! Morgen mießt d’r iwer de‘ Bröck giehn, et treiwt ze stark, sonst gieht den Draoht kapott!“ sprach der Fährmann. Das Lamento war groß.
Es half nichts, der Wasserstand der Mosel stieg und stieg und eines Morgens war die(se) Schlauder samt dem faulen „Draoht“ verschwunden, Richtung Nordsee, sie wurde aber kaum betrauert und darum offensichtlich auch nicht gesucht. Halb Trier unkte, sie sei mit den Resten der deutschen Kriegsflotte, die sich nicht bei Scapa Flow versenkt hatten, an England ausgeliefert worden. Und wieder ruhte der Verkehr.
Es bleibt tiefergehender Nachforschung überlassen, ob die Anwohner selbst Initiative ergriffen, oder ob sie eigentlich und gelegentlich zum unwirtschaftlichen Betrieb der Fähre und damit ihrem regelmäßigen Scheitern beitrugen.
Immerhin konnten nach dem zweiten Weltkrieg offensichtlich die ursprünglichen Pläne einer ordnungsgemäßen Motorfähre am Hochseil verwirklicht werden, die dann wirklich knapp unterhalb des neuen Bootshauses anlegte.
Eingestellt wurde der Fährbetrieb wohl bereits Mitte der 1960er Jahre, was mit der zunehmenden Motorisierung des Individualverkehrs zusammengehangen haben mag: die Konrad – Adenauer- Brücke wurde erst 1973 für den Verkehr freigegeben, weil man auf dem ehemaligen Eurener Flugplatz ein neues Industriegebiet ausgewiesen hatte.