Into the great wide open (II)

Weil es so schön war- und just neue „Ware“ vom Stadtarchiv eintraf…

Die Veränderungen der Stadt, des Viertels, der Luxemburgerstraße sind lokal nachzuvollziehen. Man bemerkt sie meistens nicht, wenn man täglich zum Verein fährt, aber in der Gesamtschau fällt auf: Stimmt! Da war doch mal was? Auch viele Kleingewerbe sind verschwunden, etwa die Druckerei Kowollik, die – einem verdienten Mitglied gehörend – jahrzehntelang die Drucksachen des Vereins verlegte.

Ausschnitt aus einer Ansicht des Stadtarchivs: Kasernen, im Hintergrund zentral das Bahnwerk, ganz im Westen die ehemalige Zeppelinhalle im Eurener Feld. Ganz links hinten dei Caspary- Brauerei.

Als Orientierungs- und gewissermaßen Kristallisationspunkt kann uns nur dienen, was immer schon da war (zumindest solange es Zeichnungen und Bilder gibt): der Fluss und „Mattheis“. Ehrwürdig thront Sankt Matthias auf der anderen Moselseite über allem. Dahinter schließt sich die Grafschaft an, „über der Schammatsmauer“, deren Grenze die „Weismark“ markierte. Man erkennt leicht die Baumgruppen des Mattheiser Weihers und erste Häuser. Diesseits gegenüber Mattheis jedoch weit und breit: Nichts. Das jenseitige städtische Ufer ist noch hell vom verbauten Sand: erst in den 1920er Jahren wurden die vielen durch die Wirtschaftskrise Arbeitslosen mehr oder weniger freiwillig in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gesteckt: „Barbeln“ wurde geschleift und der Damm gebaut, ebenso wie zum Beispiel der Nürburgring und die Sportanlagen in Köln- Müngersdorf und Frankfurt. Das war nicht unbedingt weitsichtige Geschäftstüchtigkeit: das war akute Beschäftigungs- und Perspektivlosigkeit gepaart mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. Der Treidelpfad war nicht wie heute ständig freigelegt, das Wasser stand viel höher, denn die Mosel war kaum schiffbar und viel flacher. Erst mit Stauhaltungen und Vertiefung ging der Wasserstand zurück: die Fließgeschwindigkeit erhöhte sich jedoch und die zunehmende Versiegelung von Flächen (man beachte nochmals die freie Fläche an der Zeppelinhalle) brachte uns gemeinsam mit lokalen Starkregen die Hochwasser, die wir heute kennen. Die Zeppelinhalle wurde erst in den späten 1920er Jahren abgebrochen, nachdem von hier aus im 1. Weltkrieg wirklich Luftschiffe in Richtung Westfront gestartet waren.

Bahnhof Trier West, offensichtlich sogar ein Bild vom Richtfest (Quelle: Stadtarchiv)

Ein großes Gebäude in der obigen Gesamtansicht war der Bahnhof Trier West in der Luxemburger Straße, Triers erster Bahnhof, „Trier links der Mosel“ genannt. Ein monumentales Gebäude wilhelminischer Anmut. Den Hauptbahnhof gab es noch nicht: hier endete die Strecke aus Metz- Saarbrücken- Luxemburg kommend. Wer nach Koblenz wollte, musste zu Fuß etwa zwei Kilometer nach Pallien, denn dort endete die Strecke, die aus dem „Kernreich“ kam – und umgekehrt. Erst spät in den 1890ern wurde die Pfalzeler Brücke gebaut, die den Verkehr zum heutigen Hauptbahnhof leitete. Das Bahnhofsgebäude Trier West beherbergte noch länger die Bahndirektion, stand am Ende aber leer und wurde offensichtlich auch im Krieg stark beschädigt und in der Folge abgerissen. Nichtsdestotrotz konnte in den ersten Tagen nach dem Fall Triers 1945 in den alten Hallen wieder Markt gehalten werden. Der alte Bahnsteig soll noch stehen, wohl etwa auf Höhe des heutigen Edeka- Parkplatzes. Welcher Projektentwickler, welche Architektin würde sich nicht heute über solch eine Chance freuen?

Bis zum Umzug nach dem zweiten Weltkrieg baute die Boostwerft Boost auf dem Gelände des heutigen Campingplatzes u.A. Fähren wie die auf dem Bild. Im Hintergrund ist erneut St. Matthias zu erkennen. Dass der damalige Vorstand sich vehement um die Zupacht und später den Kauf des Campinggeländes kümmerte, hat dem Verein nicht nur einmal das Leben gerettet. Wenn Spender wegfielen oder Zwistigkeiten wohlhabende Gönner davontrieben, konnte doch zumindest der Platz eine minimale wirtschaftliche Sicherheit bieten. Stellt man sich zudem vor, wie die Ufer an anderen Stellen zugebaut sind, ist es fast ein Glück für den Stadtteil, dass hier ein Stück grüne Freifläche geblieben ist.

Dabei sah es um 1900 hier noch ganz anders aus, wie ein Lagerplatz der Kohlenhandlung Hansen & Neuerburg zeigt. Wie auch die Gründer der Treviris damals ihr erstes Boot auf einer Kohlenhalde im Bereich neben dem Hotel Römerbrücke angespült fanden, lagerte im Bereich des heutigen Bootshauses oder des „Weißen Hauses“ Brennmaterial aller Art. Gut möglich, dass es sich bei dem Weg, der vermeintlich hinter der Grundstücksmauer verläuft, um den heutigen Weg am Bootshaus vorbei handelt.

Im Hintergrund erneut St. Matthias, in der Mosel schwimmend nicht etwa die „Barbelner Fähre“, die dort jedoch auch gewesen sein muss, sondern ein Flussschwimmbad, damals heissester (S)Hit, Umkleidekabinen & Gastronomie auf dem Wasser schwimmend, in der Mitte ein Bassin in der Mosel. Warum eigentlich nicht heute nochmal?

Nicht nur das Rudern und Wanderrudern, der Wassersport und der Wasserwandersport hatten damals insgesamt große Zeiten. Auch Kanufahren, Kanuwandern oder einfach Paddeln, ebenso wie Flussschwimmen, waren en vogue. Viele Treviris- Ruderer waren zudem auch Besitzer von Kanus mit denen sie Zelt- Touren machten. Meist mit den Freunden, die nicht rudern konnten, denn paddeln konnte irgendwann jeder… So gab es nicht am heutigen Wendepunkt kurz oberhalb der Römerbrücke ein bekanntes Kanuheim von Hans Dornoff und Frau, die es sogar in das engliche Erlebnisbuch „Kingfisher Abroad“ von Tean und Tommy Rising ( 1937/38) schafften.

Dornoff war nicht unumstritten. Zum einen hatte er in Trier und Weimar Malerei studiert und viele seiner Motive fand er am Paddler- Bootshaus oder auf Moseltouren, seine Malerei war besonders von Cézanne und dem französischen Impressionismus beeinflusst. Zum anderen jedoch stellte er auch im 3. Reich viel aus und war am Ende Leiter des Kunsthauses Luxemburg, was ihm bis zum Tode 1972 Kritik einbrachte. Nach dem Krieg eröffnete er ein neues Kanuheim in der Martinsmühle. Auf der Pferdeinsel hatte es bereits vor dem Krieg Zeltplätze gegeben. Die Martinsmühle wurde 1963 abgerissen, um dem wachsenden Straßenverkehr Rechnung zu tragen. Nun stelle man sich nur vor, es hätte schon immer mehr und zuverlässigen ÖPNV gegeben und die Martinsmühle stünde noch…

Quellen: Internet/ „Trier: Stadt am Fluss“

Neben dem alten RVT- Boothaus waren aber wohl auch einmal die Paddler der Bahn eingezogen.

Friedrich Eduard Keller, Herausgeber vieler Gewässerwanderführer, schrieb 1922 (jedoch basierend auf einer Bereisung 1914) unter Anderem: „Da unter den heutigen Verhältnissen eine Fahrt nur von Trier aus in Betracht gezogen werden kann, so lassen wir auch hier unsere Fahrt beginnen. Da das grüne Moselwasser sehr schmutzig (ist) und viele pflanzliche und tierische Absonderungen enthält, so empfiehlt es sich, täglich das Boot abzuwaschen.“ Schon Oskar Rupertis „Führer für Wanderruderer“ (1910) warnt: „Im Sommer verkrautet die Mosel ziemlich stark.“(Quellen: Faltboot.org)

Manche Dinge ändern sich doch nicht.

Bild der US- Luftwaffe ca. 1946/47, teils sind noch abgedeckte Dächer zu erkennen. Beachte den Wasserstand (Quelle: Stadtarchiv)

Leider fiel es den nationalsozialistischen Jugendorganisationen hier bald darauf leicht, auf vorhandene Interessen und auch Infrastruktur aufzusatteln. Alles, was einmal bunt und lustig war, wurde braun. Das Ende ist bekannt.

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Into the great wide open

Mancher kann nicht aus dem Fenster hinausdenken – Wilhelm Busch

Mit Siebenmeilenstiefeln geht es offenbar dieser Tage am Bootshaus voran. Große Haufen Bauschrotts türmen sich: Türen, Fensterrahmen, Interieur, Dämmung, „Sauerkrautplatten“, das edle Laminat im gefälschten Kirschholz- Look aus dem Vorstandsbüro…

Blickt man ins Fenster hinein, sieht man überall nur Abbruch.

Blick ins ehemalige Büro der Gaststätte, oben: offenes Fenster des ehemaligen Tabakskollegiums
Das gute Parkett!!

Auch die Putze sind innen weitgehend abgetragen und warten nun vor der Tür gut verpackt auf den Abtransport. Mit einem überraschenden Regenguss, der uns in einem Schicksalswink höherer Gewalt die Entsorgungskosten ersparen würde, ist wohl derzeit nicht zu rechnen.

Das ist andererseits auch gut, denn man kann bereits durch das Bootshaus hindurch schauen und auf der anderen Seite den Himmel sehen.

Das Welleternit, steter Quell des Ärgers, ist ab
Einer der letzten Blicke auf fast 75 Jahre Baugeschichte- aber auch Veränderung

So, wie das Haus von allen Seiten heute aussieht, sah es ja nicht immer aus. Aus dem kleinen Holzschuppen wurde eine kleine Betonhalle mit Flachdach, dann folgte ein Obergeschoss mit Terasse, bald wich die Terasse einer Verlängerung der Halle, erneut kam eine Terasse hinzu. Dann kam eine zweite Halle daneben, dann wurde die Krafthalle gebaut, bis dahin hatte man ohne Heizung und Sanitäranlagen in dem Gebäude auf dem heutigen Campingplatz trainiert. Nichts war also beständiger als der Wandel.

Taufe des grünen Einers, es könnte fast die „Moby Dick“ gewesen sein, die uns noch lange begleitet hat. Sie könnte heute noch schwimmen. (Bild: Heinz Morgen)

Auf dem Bild aus den 1970ern sieht man eine Taufe, links der ehemalige Vorsitzende Karl Grundheber. Schauen wir „aus dem Fenster“: Hinter der Mauer stand die alte Kokerei „Hansen, Neuerburg & Co GmbH“, heute Firma „Immelen“, auf dem Gelände der Taufe hatte sich die Bootswerft Boost befunden, links hinten dürfte das erste Haus in der Lambertistraße gewesen sein, damals eine verruchte Kneipe und erst vor Kurzem einem modernen Bau gewichen. So ändert sich das Viertel.

Der Firma Hansen- Neuerburg, später Mannesmann, gehörte übrigens auch das „weiß ‚aus“, das damals schwarz war und vermeintlich älter ist, als das Bootshaus. Haltet es also auf die letzten Meter in Ehren.

Selbst die „Trierer Kistenfabrik“ blieb nicht verschont, um einen kurzen Blick ins Umland zu werfen. Das markante Dach abgerissen, klafft dort nun eine Baulücke. nur das Hauptgebäude der ehemaligen „Trierer Eisengießerei und Maschinenfabrik, vormals August Feuerstein A.G., Trier/ Mosel“, in kurzer Folge dann zur Kistenfabrik geworden, bleibt als Kulturdenkmal bestehen.

Quelle: Dachziegelarchiv.de
Von der ehemaligen Kistenfabrik steht nur noch das Hauptgebäude (Quelle: Stadtarchiv Trier)

So weh es also tun mag, in Nostalgie zu schwelgen oder sich (natürlich nur heimlich) über die Erschwernisse des Ruderbetriebs aufzuregen…der Wandel ist stetig. „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ oder wie heisst es?

Aber…HACH!

Du liebe, alte Ruine.

Der Nachteil des Himmels besteht darin, dass man die gewohnte Gesellschaft vermissen wird. – Mark Twain

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Staubland

Staub und Schatten sind wir – Horaz

Derzeit schreiten die Dinge schnell voran am Bootshaus. Die Baustelle wurde eröffnet, uns der Zutritt verwehrt und die Durchgangstür zur Krafthalle abgedichtet – zudem alle Tore verriegelt und verrammelt. Ausgeschlossen im eigenen Hause.

Dabei ist das Innere derzeit sowieso kein heimeliger Ort mehr, denn es werden die Putze abgetragen, die zum guten Teil noch asbesthaltig waren. Daher werden bei Arbeiten die Hallen abgedichtet und eine Absaugung eingeschaltet. Nur der Sänger der Vereinsband hat bei der Abrissparty samt Wandloch kräftig in den Staub hineingeröhrt. Es braucht seine Zeit, bis der Putz von den Wänden beziehungsweise der Schmäh auf den Stimmbändern wieder drauf ist.

Giftiger Staub schwebt umher

Auch außen gibt es sichtbare Veränderungen, bei denen der große Manitou den Arm im Spiel hat. Unter Sicherung wurden die Laubendächer der Dachterasse abgetragen- diese sind erst in den 90ern montiert worden und wurden seitens der Kneipe nie wirklich genutzt. Trotzdem ist es ein komisches Bild, weil sie – obwohl nicht besonders schmuck – dem Bootshaus eine eigene Prägung gaben.

Kahle Dächer

Wie gefräßige Geister fressen sich also die Maschinen derzeit durch die Innereien- die Menge an herausgeschlagenen Kacheln etc. lässt den Zustand im Obergeschoss nur erahnen- allerdings war hier zuvor ebenfalls das Dach in en Gastrotoiletten undicht etc. – insgesamt also ein Grund für Nostalgie aber nicht für Trauer.

„Er lachte und sagte mir, er glaube nicht an den Himmel oder an die Hölle, nur an Staub über Staub“- Truman Capote

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Offene Türen einrennen…

„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann“- Jean Paul

Nun hat es also begonnen, das Unausweichliche, das Unumkehrbare. Mancher hätte vielleicht diesen Zeitpunkt schon vor ein paar Wochen gesetzt- jetzt aber ist es unübersehbar. Das Paradies ist „geschlossen“.

Ein Bauzaun deutet an, dass hier gearbeitet wird- und er bedeutet auch ganz ernstlich und profan, dass wir gebeten werden, die Baustelle nicht einfach zu betreten oder uns in besonders unaufschiebbaren Fällen anzumelden.

Er bedeutet auch, dass nun schlussendlich unwiderbringlich fremde Menschen ihr zerstörersiches Werk begonnen haben. Das mag für Jüngere etwas lästig sein- Ältere natürlich, die hier schon viel erlebt oder gar daran mitgebaut haben, erfüllt es zurecht etwas mit Wehmut. Jedoch soll man sein Herz ja nicht an Dinge hängen. Schnüff.

Also gilt es ab jetzt… die neue Tür zur Krafthalle ist gesetzt. Wir schauen noch, wie wir das mit der Schlüsselordnung machen. Dies ist für die nächste Zeit der neue Eingang, fließend Wasser gibt es drinnen ebenfalls.

„Der Veränderung die Tür schließen hieße, das Leben selber aussperren“ – Walt Whitman

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Ansichtskarte aus Lala- Land

Ich habe mich immer darüber gewundert, dass alle am Leben geblieben sind. (Fjodor M. Dostojewski)

Das Zitat stammt nicht aus Fjodors Werken „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ und auch nicht aus „Aufzeichnungen aus einem toten Hause“, die sich angeboten hätten. Aber „Dämonen“ passt irgendwie auch gleich mehrfach.

Wer sich dieser Tage einem kreischenden Geräusch folgend in die (vielen Menschen unbekannten) Eingeweide des Bootshauses traut, denkt ängstlich an ein schlackespuckendes Mahlwerk, in dem riesenhafte, mit Muskeln bepackte „Zweiaugen“ neue Zahnräder für die große Weltuhr schmieden. Aber nein: es ist „Lala- Land“. Dort sind die Herren Latz und Lamberti fleißig dabei, Kupferrohre zu zerschneiden und transportgerecht zu lagern sowie Stahlschrott etc. herauszulösen. Wie die Elfen schweben sie dabei im gleißenden Sonnenlicht umher- ihre Füßlein wirbeln kaum den Staub auf, der sich über Jahrtausende in dieser Ödnis gesammelt hat- bester Laune, etwas kaputtmachen zu dürfen. So schneiden sie hier, trennen dort, biegen um, werfen weg, trinken Stubbi- alles mit einer Behändigkeit, die Ihresgleichen sucht und auf eine jahrzehntelange Zerstörerhistorie schließen lässt.

Es kommt der Tag, da will die Säge sägen.

Dabei fällt zum einen Stahlschrott an, zum anderen eben auch Kupferrohr, das bekanntlich dringend benötigt und zugunsten des Vereins gewinnbringend veräußert wird.

Zudem eröffnen sich selbst dem architektonisch nur laienhaft Veranlagten immer wieder Geheimnisse der Baugeschichte des Bootshauses, die offensichtlich auch von Ideen verschiedener Epochen und Generationen geprägt war. Währen die erste Bootshalle am Durchgang zu den heutigen Umkleiden endete, kam endlich nach dem Anbau der zweiten Halle an deren Kopfende eine Damenumkleide hinzu- vorher hatte, oft kolportiert, nie bewiesen- der Werkraum als gemeinsame (gleichzeitige?) Umkleide und Dusche fungiert. Damit nicht genug, ist die Bimssteinmauer am Kopfende des Heizungsraums ein zugemauertes Garagentor. Eine Garage also- mit einem Durchgang nach wohin? Richtig- in die Damenumkleide. Dort lagerte zuletzt Sperrmüll aus 7 Jahrzehnten mehr oder weniger erfolglosem Kneipenbetrieb.

In der nächsten Woche dann soll abschnittsweise der Abbruch beginnen. Die Besprechungen mit dem sehr agilen Unternehmer sollen ein Highlight sein, jedoch jeder und jedem, die bzw. der irgendwie auf Regeltreue und Nachweispflicht pocht, feuchte Handflächen verschaffen, insbesondere den beiden betrauten Ingenieurinnen. Denn einfach Abbrechen ist nicht: es müssen schädliche Putze etc. natürlich gesondert herausgelöst und irgendwo verklapp… äh entsorgt werden. Erst wenn der Nachweis darüber erfolgt ist, kann es weitergehen.

Bis dahin ist den Lalas Dank zu sagen, für ihren uneitlen, selbstlosen Einsatz. Hoffen wir, dass alle Finger der Innenhand dranbleiben, das Boot muss ja stehen. Ziehen tun eh die Anderen.

„Es kommt im ganzen Leben nur darauf an, sich selbst an zweite Stelle zu setzen“. (Iwan Turgenjew)

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Abrissparty durchschlagender Erfolg

Am Samstag den 11.06. fand sie nun statt- die Abrissparty, die noch einmal viele zusammenbrachte, die dem Bootshaus Adieu sagen wollten- und jenen, die an der Zukunft in irgendeiner Form beteiligt sind.

Es war mal wieder spät, als die letzten gejagten Seelen sich vom Boothaus aufmachten. Nicht so spät bzw. früh vielleicht wie ehedem, bevor uns das Haar versilberte- aber doch so, dass man von einer zünftigen Feier sprechen konnte. Zudem zogen manche noch weiter auf’s Altstadtfest. Allein: die Frage ist, ob sie dort noch etwas gehört haben, nachdem die Mörtal Mice ihnen so richtig das Trommelfell massiert hatten mit ihrem selbsteingestellten Sound und der grandiosen Akkustik einer röhrenartigen, stahlbewehrten Bootshalle.

Etwa 20 Stücke der etwas rockigeren Gangart hatte die Truppe drauf, samt heiserem Sänger, gerissener Saiten und fehlender zweiter Gitarre. Kein Feuerwerk für den Recall von DSDS, aber mit entsprechender Verve zum Vortrag gebracht. Marte bedankte sich tatsächlich beim Abschied für „das Ständchen“ und ließ irritierte Gesichter zurück. Zum punkigen Abschluss kam Mona endlich die rettende Idee: ein Vorschlaghammer. Immerhin war ja Abriss angesagt.

Unser gutes Bootshaus erwies sich- wie sollte es anders sein- als zäh. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn zum sind wir stolz darüber, dass es so ist, wie es ist- zum anderen wollen wir es ja abreißen, wobei Zähigkeit ein so ganz und gar unbrauchbares Attribut ist. Aber so kann man es in Erinnerung behalten: über Jahrzehnte gewachsen und abgehärtet durch Generationen wilder Treverer. Wenn wir wüssten, was diese Wände alles gesehen haben…

Hoffen wir, dass es sich nicht noch wehrt beim Abriss, so dass wir bei soviel Kampfgeist gerührt unsere Pläne einstellen müssten.

Es war also gleich in mehracher Hinsicht „Hard Rock“- auch Ruderfreunde aus anderen Vereinen nehmen diese Geschichten als „echte Treviris- Geschichten“ wahr.

Nun klafft also ein Loch in der vorderen Böckewand. Auch das eine typische Treverer- Idee: ein sternförmiges Loch. Ohne Rücksicht auf das dahinter stehende Motorboot und den Wäscheständer oder den Arbeitsschutz hineingeschlagen von starken Frauen und schönen Männern.

So steht das Haus nun da. Leer.

Schon traurig, irgendwie.

Bilder: Christian Sirsch/ Philipp Münchmeyer

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And all the pictures on the wall…

…serve only to remind you of it all (Paul Weller)

Aktuell wird unser liebes altes Bootshaus immer wieder heimgesucht. Heimgesucht von Scharen tüchtiger Menschen, die ausbauen, zusammentragen, verladen, wegfahren- mithin: leerräumen. Erstaunlich, was sich so alles ansammelt, wenn mehrere Generationen mehr oder weniger ihr Leben so gerne in diesem Haus verbracht haben. Noch sieht es gar nicht so leer aus, wenn man durch die Hallen geht, aber es wird von Mal zu Mal mehr.

Die Studenten haben fleißig mitgeholfen, Zelte aufzubauen; die Montagsgruppe hat jüngst das Innenleben der Zelte augestattet. Weitere Einsätze folgen und die Stimmung ist gut. Bis am 11. Juni zur Abrissparty dann die ersten legalen Hammerschläge möglich sein werden.

Gehört noch nicht zum alten Eisen…
Empty rooms…
Es gibt tatsächlich noch ästhetischen Anblick im alten Bootshaus…

In a funny kind of way,

this empty room was full one day.

Full of love that we once shared,

now it all looks so bare…

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Innenminister Lewentz zu Besuch am Bootshaus

Schön warm war es die ganzen Tage- just gestern Abend wurde es zugig. Jedoch waren die Worte aller Anwesenden so herzlich, dass es einem gleich wieder warm um’s Herz wurde. Das lag auch am „Geschenk“, das der Minister mitbrachte.

Der Präsident des Landessportbund RLP, Wolfgang Bärnwick, überreichte die Urkunde mit der Ernennung zum Landesstützpunkt. Dies nahmen auch der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe und Bürgermeisterin Elvira Garbes sowie etwa 40 Mitglieder des Vereins, vor allem aber Innenminister (und damit für den Sport zuständig) Roger Lewentz zum Anlass, sich der Kälte zu stellen.

Nach einigen kurzen Begrüßungsworten durch den Vorsitzenden Matthias Woitok, in denen er auch auf die Dauer des Neubauprozesses hinwies und wie lange man die Idee(n) eigentlich schon gemeinsam verfolge, war die Reihe an den Gästen:

OB Leibe dankte dem Verein, den Mitgliedern und dem Vorstand für die Jahre- ein Jahrhundert- lange Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Er dankte stellvertretend auch Matthias Woitok für das Bohren dutzender dicker Bretter vor Allem in dieser Sache.

Innenminister Lewentz erinnerte sich gut an das erste Treffen in der causa im Jahr 2012- also 10 Jahre bereits- und stellte insbesondere heraus, dass er die Kooperation mit den Schulen als einen elementaren und fördernswerten Baustein ansehe und zudem erst vor wenigen Tagen bei der LSB- Gala in Ingelheim Richard Schmidts Silbermedaille aus Peking in der Hand hielt, während dieser ihn auf die Dringlichkeit der Lösung eines Problems hinwies, das trotz einer mittlerweile siebenstelligen Fördersumme durch Land und Stadt besteht.

Während alles Technische weitgehend fertig geplant war und die Verantwortlichen eben dabei waren, das „Paket“ an Zusagen und Absichtserklärungen zu schnüren, um Fördergelder zu beantragen, platzte Mitten hinein die Nachricht, dass die Fördertöpfe der KfW leer seien- ein stinkendes Abschiedsgeschenk (um nicht drastischer zu werden), das die alte Bundesregierung der Jetzigen offensichtlich noch kurz vor Abtritt ins Nest gelegt hat.

Diese Förderanträge sind nicht immer fertige Papiere, sondern oftmals eine Zusammensetzung aus „Wenn- Dann- Konstellationen“. Förderung gibt es, wenn Bedingung xy erfüllt ist. Bedingung xy wird aber nur erfüllt, wenn es eine Förderzusage gibt. Um es überspitzt zu sagen: es ist ein bisschen wie bei Asterix und Obelix in der Armee. Oder kürzer: es ist ein bisschen wie das Warten darauf, dass alle Planeten in einer Reihe zur Sonne stehen.

Daher war die Nachricht, dass es derzeit keine KfW- Fördermittel gibt, schlimm- und es wurde auch nicht besser durch die Ankündigung eines „Nachschlags“, dessen Höhe jetzt bereits drei Mal angekündigt, aber bisher nicht kommuniziert wurde. Dieser Nachschlag sollte aber- wenn überhaupt- zunächst mal für die Förderungen gelten, die bis zum Tag x im Januar dieses Jahres beantragt waren- auch die „alten“ Anträge auf niedrigere Effizienzklassen. Hätte man das gewusst, hätte man vielleicht schnell noch beantragt… auch ohne fertige Unterlagen- und dann im Nachgang mehr Arbeit gehabt. Allein: es konnte niemand wissen. Zudem war der Termin, bis zu dem Anträge gefördert werden, recht willkürlich gesetzt. Unser Vorteil ist aber: das ganze Projekt ist auf den Effizienzstandard „KfW 40 Plus“ geplant. Das ist die nächsthöhere Effizienzstufe, samt Solaranlage auf dem großen Dach. Diese ist in jedem Fall förderbar und politisch erwünscht: wenn Geld da ist.

Trotz dringender Briefe an und hinhaltender Aussagen von der KfW fehlen im Budget für das Projekt derzeit somit mehr als eine Million €, die zumindest bis zur Neuauflage der Fördermittel zwischenfinanziert werden müssen: allein die Förderung für den Neubau der 10 Wohneinheiten hätte bei 750tsd € gelegen. Zudem sind weitere Kreditzusagen von Banken ebenfalls an das Vorhandensein eines gewissen Kapitals gekoppelt. Nun wird aktuell jeder Stein umgedreht, um diese Finanzierungslücke zumindest zu überbrücken, wenn nicht gar zu schließen.

Daher war auch Minister Lewentz daran gelegen, Mut zu machen, obwohl auf den letzten 100 Metern dieses zehnjährigen Marathons jetzt solche Steine im Weg liegen. Allein dafür gebührt ihm unser aufrichtiger Dank.


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